Der luxemburgische Architekt Philippe Schmit ist seit dem Jahr 2002 im Auftrag der Stadt Luxemburg mit der baulichen Erweiterung des Museums Villa Vauban in Luxemburg befasst. Am morgigen 1. Mai wird sein Erweiterungsbau der sanierten Bestandsvilla eingeweiht. Entstanden ist ein Kleinod mit insgesamt 2.000 Quadratmetern Fläche. In der Villa befinden sich sechs, im Anbau elf Ausstellungsräume. – Der Architekt erläutert:
„Die Herausforderung bei diesem Bauprojekt bestand darin, bei gleichzeitiger Wahrung der historischen Elemente (Wallmauer 1739, bürgerliche Villa 1871-73, Gartengestaltung und öffentliche Parkanlage 1871-78) die Ausstellungsfläche zu maximieren.
Eine angemessene Einpassung konnte gelingen, da der Anbau zur Hälfte unterirdisch liegt und seine changierende Lochblechfassade die Parkumgebung reflektiert und nicht dominiert.
Das neue Ensemble ist sowohl vom straßenseitigen Hauptportal als auch von der Parkseite, die durch einen neuen Zugang angebunden wurde, als öffentliches Haus identifizierbar.
Die in stumpfen Winkeln aufgefaltete Fassade und Dachfläche des Anbaus, der sich wie ein Riegel eingeschossig hinter der Villa erstreckt, hat eine stark haptische Qualität und vermittelt Leichtigkeit und Eingebundenheit. Die perspektivisch gekippten Fluchtlinien wirken wie abstrahierte Geländelinien und sind ein Echo auf die leicht hügelige Parklandschaft.
Gerahmte Ausblicke, die die Fassadenvorblendung durchbrechen, erlauben dem Museumsbesucher eine Orientierung im Gelände und machen die Kunstbetrachter vom Park aus sichtbar. Alle Ausstellungsräume liegen auf einem Rundparcours; ein großzügiges Foyer bildet das Verbindungsstück zwischen beiden Häusern.
Wichtigstes Baumaterial im Inneren ist Beton. Die nicht verkleideten Wände weisen eine besondere Oberflächenbehandlung des Sichtbetons auf: Alle Flächen wurden mit dem Stockhammer aufgeraut, so dass flächendeckend verstreut kleine helle Quarze aufscheinen. Die Betonelemente scheinen wie aus einem großen Volumen herausgearbeitet.
Die Oberlichtsäle des Anbaus verlaufen als Raumfluchten übereinander in den beiden Geschossen, jedoch in den Längsachsen leicht versetzt, so dass Rücksprung bzw. Überkragung im Grundriss Freiraum für spezielle Funktionen bieten: Skulpturengalerie, untere Galeriepassage, Kinderatelier, Loggia mit Parkausblick, Kabinett mit halber Deckenhöhe sowie einen dramatischen Treppenabgang ins Untergeschoss. Diese Elemente gestalten die Choreographie der Wegeführung; sie verlangsamen die Geschwindigkeit der Besucher und geben die Möglichkeit, Ausblicke zu genießen und Architekturdetails zu entdecken.“
Fotos: Roger Wagner