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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Museumserweiterung_in_Belgien_von_Francesca_Torzo_7357294.html

18.08.2020

34.494 Backsteine für Hasselt

Museumserweiterung in Belgien von Francesca Torzo


Seit 2002 gibt es in der ostbelgischen Stadt Hasselt ein Haus, in dem zeitgenössische Kunst, Design und Architektur ausgestellt werden. Das Z33 ist aber kein Museum, es besitzt auch keine Sammlung und bezeichnet sich selbst als „Arbeitshaus“. Bislang nutzte es dafür ein Gebäude, das nach Entwürfen von Gustaaf Daniëls 1958-59 in die erhaltenen Reste eines mittelalterlichen Beginenhofs – eine dreieckige, klosterähnliche Anlage um einen großen Nutzgarten – im historischen Stadtkern Hasselts eingefügt worden war. Die Räume boten zwar gute Bedingungen für klassische Kunstpräsentationen, nicht jedoch für Installationen mit neueren Medien. Als die Stadt 2011 dann das benachbarte Grundstück kaufen konnte, ergab sich die Gelegenheit für eine Erweiterung. 700 Büros nahmen an einem ersten Ideenwettbewerb teil, 26 wurden schließlich zum Wettbewerb eingeladen. Die Jury entschied sich 2012 für den Entwurf von Francesca Torzo (Genua), die durch eine detaillierte Beobachtung der städtischen Umgebung beeindruckte.

Torzos Entwurf basiert auf der Analyse des Beginenhofs, so wie er einst war: Eine nach außen geschlossene Anlage aus Backstein, die nur wenige Passagen zur Welt draußen bietet und sich stattdessen zum Gemeinschaftsgarten innen öffnet. So entwarf Torzo zur Straße eine massive Mauer, 60 Meter lang und zwölf Meter hoch, mit rötlichen, rautenförmigen Backsteinen bekleidet – insgesamt 34.494 Stück. Sie wurden weitgehend in Handarbeit hergestellt und von vier Maurermeistern auf einer extra dünnen Mörtellage angebracht.

Die Mauer bietet nur drei Öffnungen. Direkt neben dem Mittelbau von 1958 gibt es einen schmalen Schlitz in der Wand, wie die Öffnung in einem Theatervorhang: Der Haupteingang, zuvor hatte man das Z33 vom Garten her betreten. Die zweite Öffnung ist das Tor für Anlieferungen und der Eingang für die Mitarbeiter*innen mit einem kleinen, viereckigen Fenster darüber. Es erinnert an mittelalterliche Festungsanlagen, und man wäre nicht überrascht, spähten Wachposten über die Mauerkrone herab.

„Die Backsteinmauer schützt die Ruhe im Haus und im Garten“, schreibt Torzo. Der Weg ins Museum unterstreicht das. Hinter der Wand findet man sich in einem kleinen Innenhof wieder, dem „Vestibül“ mit Baum und kleinem Brunnen. Zwei Fenster bieten zwar bereits einen Blick ins Foyer, der Weg allerdings führt nach links zur Eingangstür und innen nach rechts und noch einmal nach rechts. Erst dann finden sich die Besucher*innen tatsächlich vor dem Kassentresen. Es ist ein Weg zur Entschleunigung, bevor man die Räume betritt. Auch im inneren Parkour gerät man immer wieder an Stellen, wo man den weiteren Weg bereits sehen kann, zuerst aber noch durch andere Räume geführt wird.

„Es sind schlichte Räume“, sagt Torzo über die Ausstellungsräume, „aber jeder mit seiner eigenen Größe, Proportion und Lichtstimmung.“ Jeder bekam einen Namen, an dem das Thema ablesbar ist: „Die Gasse“, „die große Kammer“, „das Vestibül“ oder „der große Turm“. Der Ablauf lebt von Überraschungen, wenn Räume plötzlich hoch und schmal sind, wenn sie sich verengen, sich zum Oberlicht strecken oder weiten und einen gezielten Blick in den Garten bieten – zum Beispiel auf das benachbarte Jenever-Museum mit seinem markanten, hohen Schornstein. Hier begegnet einem ein zweiter Innenhof mit rot gefärbter Putzfassade, dort steht man plötzlich in einem großen, von oben belichteten Raum mit zweigeteilter Treppenanlage, deren Geländer so aussieht, als stamme es aus dem Altbau von 1958. Der ganze Erweiterungsbau mit seinen drei Geschossen wirkt wie ein Weg durch eine mittelalterliche Anlage.

Es ist ein Gebäude voller Zitate und Verknüpfungen: Zur aktuellen Stadt und zur Stadtgeschichte, zum Backstein, zum Beginenhof, zu Daniëls‘ Altbau von 1958 – und sogar zu sich selbst, im Rot des Innenhofs oder im Rautenmuster der Backsteinfassade, das in manchen Ausstellungssälen als geschwungenes Muster in den Betondecken wiederkehrt. Im Mai wurde das Gebäude feierlich eröffnet. (fh)

Fotos: Olmo Peeters, Kristof Vrancken



Video:



Zum Thema:

www.z33.be


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Kommentare:
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Die Erweiterung des Z33 schließt im Norden an die historischen Gebäude des Beginenhofs an.

Die Erweiterung des Z33 schließt im Norden an die historischen Gebäude des Beginenhofs an.

Der Altbau ist aus dem Jahr 1958, rechts der Neubau von der Gartenseite gesehen.

Der Altbau ist aus dem Jahr 1958, rechts der Neubau von der Gartenseite gesehen.

Die rote Backsteinwand zur Straße greift die historische Struktur des Beginenhofs auf, die schmale Öffnung ist der Haupteingang.

Die rote Backsteinwand zur Straße greift die historische Struktur des Beginenhofs auf, die schmale Öffnung ist der Haupteingang.

Von den Ausstellungsräumen geht der Blick auf das Jenever-Museum nebenan.

Von den Ausstellungsräumen geht der Blick auf das Jenever-Museum nebenan.

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