Am westlichen, der Stockholmer Innenstadt zugewandten Ufer der Insel Djurgården reihen sich zahlreiche Kultureinrichtungen aneinander. Zwischen dem ABBA gewidmeten Museum und einem Ausstellungsgebäude, das die auf ihrer Jungfernfahrt gesunkene Galeone
Vasa bewahrt, liegt die von
Carl Bergsten entworfene Kunsthalle. Vom Industriellen Carl Fredrik Liljevalch dem Jüngeren finanziert und nach demselben benannt, changiert der während des Ersten Weltkriegs eröffnete Bau zwischen Nationalromantik und Moderne. Zusätzliche Ausstellungsräume, einen zweiten Zugang sowie einen Shop und eine Erweiterung des Cafés bietet seit dem vergangenen Jahr ein Annex, der nach Plänen des Büros
Wingårdhs entstanden ist, das neben dem Hauptsitz in Göteborg auch Dependancen in Malmö und in der schwedischen Hauptstadt unterhält.
Der schlichte Baukörper, der sich über einem rechteckigem Grundriss erhebt, greift die Kubatur des Bestandsgebäudes auf. Kleiner allerdings und etwas niedriger, ist der Erweiterungsbau ohne Weiteres als
sidekick erkennbar. Dennoch haben sich die Planer*innen nicht darauf beschränkt, die Architektur der früheren Kunsthalle fortzuschreiben. So wird durch die Sichtbetonoberflächen zwar ein Bezug zur Tragstruktur des Altbaus hergestellt, nicht aber deren Ziegelausfachung aufgegriffen.
Stattdessen entstand in Zusammenarbeit mit der Designerin
Ingegerd Råman eine Fassade, die an die Erweiterung des
Vorarlberger Landesmuseums von
Cukrowicz Nachbaur denken lässt. Während an der Hülle des Bregenzer Ausstellungsgebäudes abgegossene PET-Flaschen die Aufmerksamkeit der Besucher*innen auf menschliche Artefakte lenken, die als wenig erhaltenswert gelten und uns dennoch überdauern könnten, sind es in Stockholm alte Flaschenböden aus Weißglas, die die Fassade in strengem Raster überziehen.
Mit Tageslicht versorgt werden die Ausstellungsflächen allerdings durch Oberlichter. Dabei erinnern die Laternen aus Beton, die das Dach auf einer Fläche von mehr als 170 Quadratmetern öffnen, an Vorbilder der späten Moderne – etwa an
Louis Kahns Yale Center of British Art. Dass der Entwurf diese architektonische Tradition mit dem unkonventionellen Ornament der weiterverwendeten Flaschenböden verbindet, macht deutlich, dass auch der stilistische Spagat, der die ursprüngliche Kunsthalle bestimmt, in der Architektur des Annex fortlebt. (
ree)
Fotos: Christoffer Grimshorn, Johan Dehlin
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stauBmeier | 12.09.2022 16:04 UhrMich lässt
der schöne Bau
eher an den
nächsten Winter denken.
Länder mit viel Schnee können
wohl eher Sichtbeton.
Wer hat´s erfunden?