Der englische Künstler Thomas Gainsborough gehört zu den wichtigsten Portrait- und Landschaftsmalern des mittleren 18. Jahrhunderts. Er hatte einen schnellen Strich und pflegte einen protonaturalistischen Ansatz, der sich nicht groß um akademische Traditionen scherte. Unter anderem gehörte der damalige König Georg III. zu seinen Fans. Neben zahllosen Auftragswerken entstanden außerdem freie Arbeiten, die sich seit dem 19. Jahrhundert bei Sammler*innen einer wachsenden Beliebtheit erfreuten. Nun haben ZMMA Architects (London) Gainsboroughs Geburtshaus in Sudbury in der Grafschaft Suffolk um einen Anbau erweitert. Das dortige Museum besteht schon seit Anfang der 1960er Jahre.
Das bestehende Haus, das im Zuge der Baumaßnahmen saniert wurde, geht vermutlich zurück auf das frühe 16. Jahrhundert. Weitere Ergänzungen folgten in späteren Epochen. Die Grundstruktur des Gebäudes besteht aus einem Holzfachwerk aus Eiche, das teilweise im Inneren auch sichtbar belassen wurde. Die Fassade wiederum besteht aus Ziegeln. Letzteres Material nahmen die Architekt*innen auch als Ausgangspunkt für ihre Erweiterung, die am Ende einer schmalen Gasse in der Tiefe des Blocks zu finden ist. Neben dem dreigeschossigen Neubau wurden außerdem historische Nebengebäude in die Erweiterung integriert. Primäres Ziel war es, mehr Ausstellungsfläche ebenso wie zusätzliche Räume für beispielsweise Museumspädagogik zu schaffen. In Ergänzung zu Gainsborough sind auch andere Künstler*innen mit eigenen Galerien vertreten. Ebenso gibt es Raum für Wechselausstellungen.
Der Museumskomplex lebt von seiner Dichotomie zwischen kleinteiligen historischen Räumen mit reicher Textur und der kühleren Abstraktion der Erweiterung. Letztere zeigt aber zumindest in ihrer Dachgeometrie Bezüge zur zerklüfteten Dachlandschaft der umliegenden Altstadt. Zum Ziegelkleid mit webeartigem Zierverband gesellt sich im Erdgeschoss noch Cortenstahl und Waschbeton.
Betreten wird das neue Gebäude mittig, von dort geht es per Aufzug oder Treppe in die oberen Geschosse. Dort erwartet die Besucher*innen ein der Landschaftsmalerei gewidmeter Raum, in dem als Referenz zur historischen Malerei eine Camera Obscura steht. Ein großes Fenster eröffnet außerdem Ausblicke auf Stadt und Land. Verbunden sind die einzelnen Teile des Ensembles über den Hof. Der wurde ebenfalls neugestaltet und um ein Café ergänzt. Insgesamt umfasst der Neubau rund 600 Quadratmeter bei einer Gesamtfläche von 2.000 Quadratmetern. (sb)
Fotos: Hufton + Crow
Zum Thema:
www.gainsborough.org
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arcseyler | 22.03.2023 09:26 Uhr........
Thema Erweiterung. Zwei verschiedene Strukturen ineinander reinwachsen lassen. Sowas führt zu spannenderen Räumen, die sich über nur eine bestimmte Zeiterscheinung hinwegsetzen. Raum ist dann das Gemeinsame vom jeweiligen Zeitstil und ihrer Bautechnik befreite. Nur mal so aus eigener Erfahrung.