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25.07.2016

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Kühles Glas am Fluss

Museumsanbau in Quèbec von fabG


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Kunstsammlungen können verwunderliche Ursprünge haben. In der kanadischen Kleinstadt Joliette etwa war es ein katholischer Mönch mit Hang zur Avantgarde, der in den Vierzigerjahren eine eigene Kollektion anlegte. Daraus erwuchs in den Sechzigern das öffentliche Musée d'art de Joliette, das heute eine der bedeutendsten Kunstinstutionen in Québec geworden ist. Fast 9.000 Werke der europäischen und kanadischen Moderne umfasst die Sammlung. Das Museum ist bei den Besuchern äußerst beliebt, und seine Bestände werden ständig um Schenkungen und Ankäufe bereichert, so dass der ursprüngliche Museumsbau von 1975 nicht mehr ausreicht. Les architectes fabG, in Québec für ihre Kulturbauten wie das Theater in Montréal bekannt, haben das Musée d'art de Joliette nun modernisiert und um einen repräsentativen Glasanbau erweitert.

Vergleichbar etwa mit dem MARTa im ostwestfälischen Herford ist das Museum in Joliette also ein Exot in der Provinz. Und was für einen Frank Gehry in Herford die schwingenden Wände sind, ist für fabG ein Vor- und Rückspringen gläserner Quader. Den zweigeschossigen Anbau hat das Büro aus Montréal in Form von mehreren versetzten Riegeln vor den Altbau gestellt. Alle haben sie eine ähnliche schmal gerasterte Fassade, sie treten aber in unterschiedlichen Längen und Richtungen aus der Mitte des Bestands heraus: Das Erdgeschoss zieht sich wie ein Pavillon in die Breite, das erste Obergeschoss kragt über den Eingangsbereich hervor, und das verglaste Treppenhaus zu den obersten Geschossen des Altbaus streckt sich stehlenartig in die Vertikale.

Die Außenwände des dreigeschossigen Bestands haben fabG teilweise herausgeschnitten und korrespondierend zu der gerasterten Glasfassade des Anbaus mit großen Fensterflächen im ersten und zweiten Obergeschoss geöffnet. Elektrische Jalousien ermöglichen es trotzdem, die dahinter liegenden Räume multifunktional für den Museumsbetrieb zu nutzen. Innen, an der Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau, brach das Büro aus Montréal die Etagen des Bestands heraus und entwickelte ein Atrium mit Freitreppen und umlaufender Galerie als Übergangsraum. Zusätzlich legten fabG den Beton des Siebzigerjahrebaus frei und lassen ihn mit den weiß gerahmten Fensterflächen des Anbaus in Verbindung treten. Trotz der vielen substantiellen Eingriffe und der komplett neuen Front zielt die architektonische Geste von fabG also nicht auf eine Beseitigung des Bestands, sondern auf eine Verschränkung von Alt und Neu. (sj)

Fotos: Steve Montpetit


Zum Thema:

www.museejoliette.org


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