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23.11.2020

Bauen für texanische Mäzenaten

Museum von Steven Holl Architects in Houston


Wo das Geld sitzt, geht es der Kunst gut. So auch in Houston, Texas. Viertgrößte Stadt der USA, Umschlagplatz für Öl wie Ölprodukte und mit gut 2,3 Millionen Einwohnern eine der wirtschaftsstärksten Metropolen weltweit. Auf dem Areal des Museum of Fine Arts Houston entsteht nach Angaben des Museums gerade eines der größten Kulturprojekte Nordamerikas. Mit 470 Millionen Dollar wird es hauptsächlich von privaten Spenden getragen. Steven Holl Architects (New York, Beijing) stellten dort bereits die Glassel School of Art fertig.

An diesem Samstag eröffnete nun auch das Nancy and Rich Kinder Building von Steven Holl Architects. Maßgeblich finanziert wurde der Erweiterungsbau des Museum of Fine Arts durch den Milliardär Richard Kinder, der als Gründer eines bedeutenden Energie- und Ölpipelineunternehmens ein wichtiger ökonomischer Player und Philanthroph der Stadt am Golf von Mexiko ist. Der nach ihm benannte Bau soll die Sammlung zeitgenössischer Kunst beherbergen, denn dank des lokalen Mäzenatentums wächst diese stetig an.
 
Bereits Mies van der Rohe (1974) und Rafael Moneo (2000) bauten für das Museum of Fine Arts Houston. Seinen Erweiterungsbau will Steven Holl als „komplementäres Gegenstück“ zur ikonischen Glas-Stahl-Konstruktion Mies van der Rohes entworfen haben. Liegt der Kreisschwung beim Mies-Bau im Grundriss, so taucht er beim Kinder Building in der Hülle auf: An der Fassade der beiden Obergeschosse findet man grau-opake Zylinder aus Glas mit einem Radius von 76 Zentimetern. Sie strukturieren das Gebäudeäußere und kühlen das Haus. Zwischen dem eigentlichen Betonbau und der Glashülle liegt ein Hohlraum von einem Meter Tiefe. Die an Sockel und Dach geöffneten Röhren formen so ein riesiges Ventilationssystem.

Gewölbt ist auch das Dach. Dessen konkav gekrümmte Kappen liegen geradezu wild übereinander und brechen mit den gleichförmigen Röhren der Fassade. Technisch realisierten Steven Holl Architects die Kappen als Fachwerkbinder. Nicht nur außen bewirkt ihre wechselhafte Positionierung und Schichtung einen dynamischen Effekt. Zwischen den einzelnen Kappen gelangt Tageslicht aus unterschiedlichen Richtungen ins Innere. Dank dieser komplexen Deckenkonstruktion sind alle Ausstellungsräume, die sich als offene Galerien auf den zwei Obergeschossen um ein repräsentatives Atrium gruppieren, natürlich belichtet. In den zwei Untergeschossen befindet sich ein Hörsaal mit 215 Sitzen, maßgeblich finanziert von und benannt nach der Philanthropin Lynn Wyatt, deren Vermögen ebenfalls zum Teil aus einem Houstoner Energieunternehmen stammt.

Als Gegenstück zum Mies-Bau lässt sich auch der „poröse“ Grundriss verstehen. Denn anders als bei Mies’ geschlossener Figur eines Kreissegments öffneten die Architekt*innen die eher dreieckige Grundform ihres 25.000 Quadratmer-Baus durch sieben Einkerbungen. Sie sind einerseits Zugänge oder Fensterflächen und anderseits zeichenhafte Öffnungen zur Umgebung, die das 5,7 Hektar große Kunstareal mit Skulpturengarten, Hochschule sowie den weiteren Bauten des Museum of Fine Arts als Einheit formulieren. Oder eben als eines der größten aktuellen Projekte des US-amerikanischen Kulturmäzenatentums. (sj)

Fotos: Richard Barnes, Peter Molick


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