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20.09.2021

Science Fiction in Nürnberg

Museum von Staab Architekten und Atelier Brückner


Am vergangenen Freitag eröffnete die neue Zweigstelle des Deutschen Museums im Augustinerhof in Nürnberg. Städtebauliche Planung und Entwurf des Neubaus – der neben dem Museum ein Hotel, Gastronomie und Gewerbe beinhaltet – stammen vom Berliner Büro Staab Architekten. Planung und Ausführung der Ausstellungsarchitektur übernahm das Atelier Brückner aus Stuttgart.

Von Sabina Strambu

Es sind ganz unterschiedliche Gründe, warum Volker Staab und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder stolz sind auf den neuen Augustinerhof in Nürnberg. Der eine ist es vor allem aufgrund der gelungenen städtebaulichen Integration und architektonischen Gestaltung des Projekts in unmittelbarer Nähe des Hauptmarktes am Fluss Pegnitz. Der andere ist stolz darauf, eine Zweigstelle des berühmten Deutschen Museums in München als prominente Mieterin zu haben. „Die Idee stammt von mir!“, verkündete Söder anlässlich des feierlichen Festakts zur Eröffnung des Zukunftsmuseums im Augustinerhof am letzten Freitag.

Jenseits des großen Eröffnungsrummels zeigte sich Staab vor allem auf den „Städtebau ein bisschen stolz“. Auf einer Empore im dritten Obergeschoss des Museums öffnet sich hinter ihm der Blick auf eine perfekt gesetzte, großformatige Fensterfläche und damit auf die kleinteilige Altstadt samt Burg im Hintergrund. Gerahmt vom grauen Sichtbeton, der im Inneren dominiert, zeigen sich Nürnberger Fachwerk und Dächermeer durch die teils bodentiefen verglasten Aussparungen an diversen Stellen im Gebäude. Der Sichtbezug nach außen bildet dabei immer wieder einen erfrischenden Kontrast zur kargen Raumhülle und dem technoiden Inhalt des Zukunftsmuseums.

Verfolgt man die Presse der letzten Monate scheint einiges am Mietverhältnis des Zukuntfsmuseums im Unreinen zu sein. Es steht der Vorwurf an die verantwortlichen Politiker*innen im Raum, eine unüblich lange Mietdauer von 25 Jahren und überzogene Mietkosten von 2,8 Millionen Euro pro Jahr zugunsten des Eigentümers Gerd Schmelzer von der Alpha Gruppe genehmigt zu haben. Von Parteispenden im Gegenzug ist ebenfalls die Rede. Doch die Inszenierung der Museumseröffnung mit Laserschwert und Stormtroopers sowie futuristischen Tanz- und Musikperformances übertönte unbequeme Fragen der anwesenden Pressevertreter*innen. Am Freitag ging es vor allem um die große Errungenschaft, endlich ein solches Zukunftsmuseum in Nürnberg zu eröffnen. Hier dreht sich fortan alles um die Spannweite zwischen „Science“ und „Fiction“ – um naturwissenschaftliche Forschung und technischen Fortschritt. Die Kurator*innen setzen unter anderem auf Großexponate wie den Prototyp eines Flugtaxis, eine Weltkugel mit Liveprojektion aktueller Satellitenbewegungen samt umherkreisendem Weltraumschrott und zahlreiche Mitmach- und Mitdenkstationen.

Die Architektur ist von außen wiederum so gut wie gar nicht futuristisch, sondern passend gegenwärtig im altstädtischen Kontext verortet. Dies hat auch damit zu tun, dass Städtebau und Hochbauplanung nahezu losgelöst vom späteren musealen Nutzungszweck entstanden. Ursprünglich ging es beim Projekt Augustinerhof um ein Hotel, Wohnungen, Büros und Gewerbeeinheiten. 2008 gewannen Staab Architekten – die bereits 1999 das Neue Museum in Nürnberg eröffnen konnten – den Städtebau- und Architekturwettbewerb. Ihr Entwurf legte von Anfang an Wert darauf, qualitativen öffentlichen Raum anzubieten, der augenscheinlich gut angenommen wird. Deshalb spannt sich das Gebäude wie eine Mäander in den Block ein, so dass eine innenhofartige Passage zwischen den Gebäudeteilen entsteht, an der wiederum eine Freitreppe zum Pegnitzufer liegt.

Die Nutzung eines der Gebäudeflügel als Zukunftsmuseum wurde erst während der Ausführungsplanung festgelegt, die Kubatur war bereits genehmigt. Größere Änderungen erfolgten an der Fassade, speziell am Maßstab der Fensteröffnungen und an der linearen Struktur, die sich aus den Fugen zwischen den schalenartigen Fassadenfertigteilen aus hellem Kunstwerkstein ergibt. Ungefähr die Hälfte des Objekts dient als Hotel. Dessen kleinmaßstäblichen, gereihten Fenster gehen im Fassadenbereich des Museums in einen größeren Maßstab über. Metallgedeckte Dachflächen und Dachgauben sowie das auf Fachwerk anspielende Fassadenmuster nehmen Bezug zur historischen Stadtumgebung. Auch im Inneren wurde natürlich umgeplant, wo nachträglich Durchbrüche zwischen den Geschossen und Lufträume entstanden.

Ab diesem Zeitpunkt setzte die Planung von Atelier Brückner aus Stuttgart an. Das Büro organisierte eine detailreiche Innenarchitektur auf 2.900 Quadratmetern reiner Ausstellungsfläche. Nahezu alle Exponate und Mitmachstationen stammen aus der Feder des Büros. Die Möbel und Schaukästen basieren dabei auf einem modularen Stecksystem aus Aluminium, das reversibel ist und stets neu gedacht werden kann. Die Ausstellung kann und soll sich schließlich weiterentwickeln. Grundlage dieser möglichen Veränderungen ist ein Raster von 60 x 60 Zentimetern, auf dem die Ausstellungselemente aufbauen. „Zukunft heißt auch, zu antizipieren. Die Grundidee unserer Planung ist, dass wir Raum immer wieder neu gestalten können“, erklärt Shirin Frangoul-Brückner beim Rundgang durch die Ausstellung.

Fotos: Marcus Ebener, Daniel Stauch


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Staab Architekten
ATELIER BRÜCKNER


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Blick zum Haupteingang des Deutschen Museums

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Blick auf die Sitzstufen an der Pegnitz

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Durchgang aus Richtung Hauptmarkt

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Passage in der Spange zwischen den Gebäudeteilen

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