Es könnte ein beliebtes Partyspiel sein: Nennen sie zehn berühmte Belgier. Na gut, wenigstens fünf. Und nennen sie bitte einen, nach dem ein Asteroid benannt wurde. Nein? Dem Comiczeichner Hergé, oder bürgerlich Georges Rémi, wurde diese Ehre 1982 zu teil – völlig zu Recht, wie wir meinen. Denn auch wir haben Professor Bienlein, Schultze und Schulze und den fortwährend fluchenden Kapitän Haddock gelesen. Hunderttausend heulende Höllenhunde! Die Abenteuer des Reporters Tintin mit seinem Hund Milou, auf deutsch Tim und Struppi, haben längst Einzug gehalten ins kulturelle Welterbe.
Am heutigen 2. Juni 2009 wird im belgischen Städtchen Louvain-la-Neuve, etwa 30 Kilometer südöstlich von Brüssel, das erste Museum eröffnet, das sich ausschließlich seinem zeichnerischen Schaffen widmet: das Musée Hergé. Entworfen wurde der Neubau von Christian de Portzamparc, die Inszenierung der Ausstellungsräume stammt vom niederländischen Illustrator, Comcizeichner, Hergé-Fan und Designer Joost Swarte. Die Idee für ein solches Museum stand bereits seit 1979 im Raum, aber wurde erst in den 1980er-Jahren, nach dem Tod Hergés, realistisch. Und sogar nachdem ein möglicher Bauplatz gefunden war, dauerte es noch einmal bis zum 22. Mai 2007, bis dort die öffentliche Grundsteinlegung stattfinden konnte.
Die Erwartungen waren also nach einer so langen Zeit groß. Und sie scheinen sich mit den beiden schlanken, weißen Gebäudekörpern Portzamparcs zu erfüllen, der einen Ausstellungsparcours entwickelt hat, der die Besucher immer wieder über Brücken durch das hohe, nach außen verglaste Atrium in der Mitte des Hauses führt – quasi zum Verschnaufen zwischen den drei großen Bereichen der Dauerausstellung, die einem erst das Gesamtwerk Hergés nahebringt, dann die Welt von Tintin zeigt und abschließend den Künstler persönlich beleuchtet.
Vom Gebäude und dessen Foyer gibt es bereits schöne Fotos, die wir anbei gerne zeigen – von den Ausstellungsräumen selbst hat uns das Museum heute noch keine Bilder zur Verfügung stellen können. Stattdessen zeigen wir – mindestens genauso gut! – die Illustrationen von Joost Swarte zu den verschiedenen Ausstellungsräumen. Wir zeigen also in unserer Bildergalerie ab Bild acht einen Rundgang durch die Räume als Comic-Buch. Passt ja. Schultze? Könnte sich lohnen. Ich würde sogar sagen: Könnte sich lohnen.
Zum Thema:
Musée Hergé
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rollo rakete | 04.06.2009 14:06 Uhrnur so ein gedanke
was mir so auffiel: schön, dass sich der baukörper nicht, wie der grundriss erwarten lässt, an den seiten der erschliessungszone auflöst, sondern lediglich große fenster eingesetzt sind. an solchen dingen trennt sich die spreu vom weizen. habe leider schon an genügend entwürfe mitarbeiten müssen, bei denen an solcher stelle jetzt die berühmte transparente glaswand zelebriert werden musste.