In Schweden wurde vor zwei Wochen am Osterwochenende ein neues Museum für Design und Kunst der Gegenwart eröffnet. Der Neubau von Renzo Piano steht jedoch nicht in der Designmetropole Stockholm, sondern in einem Wald bei Värnamo, einem Provinzstädtchen in Småland.
„Vandalorum“ heißt das Ensemble, das sich aus insgesamt fünf scheunenähnlichen Holzbauten zusammensetzt. Vandalorum werden auch die typischen Scheunenbauten in Skandinavien genannt. Dementsprechend unaufgeregt fügt sich der rund 3.000 Quadratmeter große Museumsbau mit den dunkelrot gestrichenen Holzlamellen und den für die Region üblichen Blechdächern in seinen Kontext ein. Nur die großzügigen Glasfronten und -flächen der Dächer, die Licht in die Ausstellungs- und Galerieräume bringen, unterscheiden den Neubau von den traditionellen Scheunenbauten.
In dem neuen internationalen Museumszentrum sind Kunst und Designexponate aus Småland zu sehen – einer Region, in der sich seit fast 100 Jahren Kunst und Möbelindustrie gegenseitig beeinflussen. Auch die Sammlung des småländischen Kunstarchivs hat hier nun ein neues Zuhause.
Die Eröffnungsausstellung „Cyklar!“ widmet sich dem Thema Fahrrad als Kult- und Kunst-Objekt: In drei Räumen auf rund 900 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind Fahrräder in allen erdenklichen Formen zu begutachten.
Zu dem Museumskomplex gehören des Weiteren ein Eingangsgebäude mit Kino und Auditorium sowie ein Gebäude für Verwaltung, Café und Shop. Die noch freien Räumlichkeiten sind öffentlichen Veranstaltungen, Seminaren und einer Bibliothek vorbehalten. Darüber hinaus soll der Studiengang Industriedesign in Kooperation mit den Universitäten Göteborg, Jönköpping und Växjö und regionalen Herstellern ein grundlegender Bestandteil des Vandalorums sein.
Doch wie hat sich nun diese Scheunenarchitektur von dem internationalen Büro Renzo Piano Building Workshop in die schwedische Provinz verirrt? Dazu muss man zurück nach Paris zu einem der ersten Projekte Pianos blicken: dem Centre Georges Pompidou. Hier hatte Sven Lundh das Projekt „Vandalorum“ vor gut 30 Jahren mit dem damaligen Leiter des Centre Pompidou, Pontus Hultén, begonnen. Dieser brachte den Architekten Renzo Piano mit, der schon damals von dem pittoresken Bauplatz mitten in der schwedischen Einöde beeindruckt war. Damit schließt sich heute ein langer Prozess: von der Idee Anfang der achtziger Jahre über der Planvorstellung 1998 bis zum Baubeginn 2010 und zur Fertigstellung im März 2011. Nun soll der Museumskomplex in den kommenden Jahren in weiteren Bauabschnitten ergänzt werden – zu einem Dorf für Design und Kunst der Gegenwart.
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Sigrid Zenger | 06.05.2011 13:24 Uhrvom Konzept zum Bau
Es wäre eigentlich interessant eine dokumentation des projektverlaufes zusammenzustellen. 30 Jahre für ein Projekt ist eine lange Zeit.
Soweit es mir bekannt ist hat Piano Das volumetrische Konzept geliefert und die gesamte Ausführung ( Phase 1-7) wurde von Architekten vor Ort gemacht. Ich habe vor einigen Jahren mit Tina Wik an dem Projekt kurzzeitig gearbeitet, hatte aber noch nicht die Gelegenheit es mir anzusehen. Bin geschpannt wie es geworden ist. Von den Bildern her zu schliessen hat sich eine Menge verändert.