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02.05.2016
Let there be Rock
Museum von MVRDV und COBE in Roskilde
Ein langer roter Teppich, an dessen Ende ein goldenes Gebäude wartet: Schon bei ihrer Ankunft im neuen Rock-Museum von Roskilde sollen sich die Besucher laut Jacob van Rijs wie Stars fühlen. Ragnarock nennt sich das Projekt nördlich des Festivalgeländes, das MVRDV (Rotterdam) zusammen mit COBE (Kopenhagen) geplant haben. Das Gebäude sei materialisierter Rock’n’Roll, so die Architekten, die sicherlich selbst als eine Art Supergroup gelten dürfen. Die goldene Box geht auf einen Wettbewerb zurück, den die beiden Büros 2011 gewinnen konnten.
Vom theatralischen Auftakt bis zum letzten Drink an der Bar folgt das Museum in enger Choreographie dem Leben eines Rock-Stars. In Ergänzung zu klassischen Ausstellungsformaten, die sich nicht nur mit Rock, sondern auch mit Pop und Jugendkultur im Allgemeinen beschäftigen, setzen die Museumsmacher damit stark auf Immersion. Die Besucher sollen unter anderem zu eigenen Projekten inspiriert werden, indem sie selbst zur Gitarre greifen.
Durchaus genregerecht setzen MVRDV und COBE bei ihrer Architektur zunächst auf laute Töne und knallige Kontraste. Die Show beginnt mit der dramatischen Auskragung der Obergeschosse, während auf die goldene Fassade ein knallrotes Foyer folgt, das an die Auskleidung von Gitarrenkoffern erinnern soll. Die Bar und das Auditorium sind hingegen dunkel gehalten, schließlich muss ja Platz für die düsteren Seiten des Musikgeschäfts sein.
Trotz seines bestimmten Auftretens zeigt sich der Neubau gegenüber dem Bestand durchaus respektvoll. Dessen post-industrieller Charme sollte unbedingt erhalten bleiben, weshalb das Museum zwischen den alten Hallen einer Zementfabrik mit einer überschaubaren Grundfläche auskommen musste. Mit seinen 3.000 Quadratmetern ist das Gebäude allerdings größer, als man auf den ersten Blick erkennen kann, was auch an der – im Positiven – stark überzeichneten Architektur liegen mag.
Ragnarock ist der erste Baustein eines größeren Masterplans, der die frühere Fabrik ganzjährig in ein kreatives Zentrum verwandeln will. Ob Rock’n’Roll aber wirklich als braves Werkzeug der Stadtplanung taugt? Die Eröffnung am letzten Wochenende fand jedenfalls in Anwesenheit von Kronprinz Frederik statt – und der gehört nun wohl doch eher zum Establishment. (sb)
Fotos: Ossip van Duivenbode
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