An temporären Werken wird immer besonders deutlich, wie schnell die Zeit vergeht. Gerade standen sie noch, da sind schon abgebaut – als wäre nie etwas gewesen und zurück bleibt nichts als eine gähnende Leere. Auch das temporary museum (lake) von dem Amsterdamer Studio Anne Holtrop ist längst passé. Nur sechs Wochen stand dieses Kleinod mitten in einem Naturschutzgebiet in der Dünenlandschaft von Heemskerk bei Amsterdam.
Der Pavillon, dessen fließende Form im Grundriss an einen See erinnern soll, stand bis zum Herbstanfang. Bereits 2009 hatte der Künstler und Architekt Anne Holtrop (er ist wirklich männlich) in Almere ein ähnliches Projekt realisiert, das Trail House: Ebenfalls temporär, ebenfalls mitten in der Landschaft und ebenfalls der Versuch, eine amorphe Architekturstruktur mit der Landschaft und den sie durchquerenden Pfaden zu verbinden.
Zarte Zeichnungen waren der Beginn dieses Bauwerks. Der Niederländer hat sich hier vom französischen Dadaisten Jean Arp inspirieren lassen: „Er suchte mit seinen Zeichnungen nach einer universellen Sprache“, so Holtrop. „Das endete in Bildern, die nichts spezifisches oder konventionelles mehr zeigten, die keine direkte Bedeutung mehr hatten.“ Holtrop will das mit seinem Gebäude erreichen: Fließende, instinktiv gezeichnete Formen, die einen Raum definieren, der nicht definiert ist. So ergeben sich scheinbar zufällig unbegehbare Engstellen oder bubbleartige Enden – der Pavillon wirkt wie ein verloren gegangenes Puzzlestück in der Landschaft.
Die Wände sind aus beschichtetem Pappelholz gebaut. Ein erheblicher Teil des Pavillons ist geschlossen, es gibt nur vier Fenster und einen schmalen Eingang in das Minimuseum. Denn der Pavillon wurde eigens für eine kleine Kunstausstellung mit Werken von Renie Spoerer, Eva-Fiore Kovacovsky, Driessens & Verstappen und Sjoerd Buisman errichtet. Jedem Künstler ist ein eigener Flügel des Gebäudes zugeteilt, jeder Flügel verfügt über genau ein Fenster, dessen Form sich wiederum auf die Arbeiten bezieht bzw. diesen eine Verbindung zur Landschaft brachte. „Die amorphe Landschaft draußen setzt sich innen fort. Es ist ein kleines Gebäude, aber ich habe die gekrümmten Innenräume so gebaut, dass man nie den gesamten Innenraum sieht.“
Die Kunstwerke im Inneren zeigten Interpretationen der Landschaft. Zeigten. Wie schon gesagt, dieser Pavillon steht leider nicht mehr. Man könnte sich auf die Suche machen, die Reste sammeln, und ihn eventuell wieder aufbauen. Wahrscheinlich zwecklos. Wir warten gespannt auf den nächsten Pavillon von Anne Holtrop, der bestimmt schon im nächsten Sommer auf einer weiteren holländischen Wiese stehen wird.
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ulla | 08.11.2010 10:45 Uhrschade...
... daß das nicht mehr steht.
das wäre mal ein objekt, das so harmonisch gemacht ist, daß es - zum unterschied diverser anderer bauten - gerne "für die ewigkeit" realisiert werden könnte (meiner meinung nach).
jedenfalls: respekt, anne! hast super gemacht!
(und ich bin schon neugierig auf das nächste werk --- und hoffe, daß das dann nicht nur für einige wochen stehen bleibt...).