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16.02.2017

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Eingefügt statt aufgetrumpft

Museum in Stettin von KWK Promes


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Langsam wird ein Besuch Stettins für Architekturfreunde zur Pflicht. Der sensible Umbau des modernistischen Freilufttheaters durch Flanagan Lawrence wird zwar erst nächstes Jahr fertig, doch mit der preisgekrönten Philharmonie von Barozzi Veiga hat sich die Stadt im Nordwesten Polens in letzter Zeit sehr erfolgreich auf dem internationalen Architektur-Parkett präsentiert. Nun gibt es – genau gegenüber der Philharmonie – ein weiteres Highlight. Wobei „gegenüber“ nicht ganz zutreffend ist, denn das neue Centrum Dialogu Przelomy (eine Zweigstelle des Nationalmuseums Stettin) von KSK Promes aus Kattowitz definiert nicht unbedingt einen baulichen Kontrapunkt. Es wurde weitgehend unterirdisch angelegt.

Die Gründe für das Absenken und Einfügen des Gebäudes unter das Straßenniveau sind historischer, städtebaulicher und architektonischer Natur. Der Solidarność-Platz, unter dem sich die vor einigen Jahren neu gegründete Institution befindet, ist Folge der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Zuvor hatte es hier ein dicht bebautes Viertel gegeben. Nach dem Krieg blieb der Platz leer, 1970 gab es einen politischen Aufstand, der 16 Tote forderte. Der Ort ist aber nicht nur politisch aufgeladen. Auch die planerischen Paradigmen der Nachkriegszeit haben sich hier – in Form einer gekurvten Straßenführung – eingeschrieben. In ihrer Erklärung zum Entwurf betonen die Architekten außerdem, dass sie sich auch aufgrund der architektonischen Präsenz der Philharmonie dazu entschlossen, ihren Entwurf zurückzunehmen. Eine historische Kirche am Platz legte es ebenfalls nahe, auf einen massiven Baukörper zu verzichten und stattdessen die Offenheit zu erhalten, zu fassen und dadurch zu stärken.

Das Ergebnis ist Landschaftsarchitektur und Architektur gleichermaßen. Die Architekten gestalteten den Platz als eine Art Welle mit zwei Erhebungen. Die Erhebung auf der einen Seite des Platzes folgt der Außenkante der Straßenkurve und schirmt den Platz nun von der Straße ab. Auf der anderen – diagonal gegenüberliegenden – Seite greift die Erhebung die orthogonale Ordnung einer klassischen Straßenkreuzung am Rande des Platzes auf. Hier liegt einer der beiden Eingänge in das eigentliche Museum, der als sanft geneigte Rampe nach unten führt. Der zweite Eingang liegt an der Ecke der Außenwand der Erhebung, wo eine lange Reihe grauer Türelemente synchron geöffnet werden kann, um Zugang zum Foyer zu gewähren. Von dort aus gelangt man wiederum über eine lange Treppe in die Ausstellungsräume hinab.

Das Projekt geht auf einen Wettbewerb zurück, der 2009 ausgeschrieben worden war und bei dem es explizit nicht um die Gestaltung des gesamten Platzes ging. Die Architekten entschieden sich jedoch dazu, das Museum integral in den Platz einzufügen und diesen durch ihre landschaftsarchitektonischen Eingriffe als öffentlichen Stadtraum neu zu beleben. Die Materialisierung ist vergleichsweise simpel und in Beton gehalten – und auch über das ein oder andere Detail könnte man kritisch diskutieren. Die veröffentlichten Bilder zeigen jedoch eindrucksvoll, dass der Platz bereits nach kurzer Zeit von den Bewohnern und Besuchern Stettins angenommen und entsprechend seiner robusten Flexibilität vielfältig genutzt wird. (gh)

Fotos: Juliusz Sokolowski, Jakub Certowicz, Daniel Żródlewski, Piotr Rakowski


Das Projekt gewann 2016 den European Prize for Urban Public Space. In diesem Zusammenhang produzierte das Centre de Cultura Contemporània de Barcelona einen sehenswerten Film.


Video:



Musem and Square in Szczecin (Poland). JOINT WINNER. European Prize for Urban Public Space 2016 (English) from CCCB on Vimeo.



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

staubmeier | 20.02.2017 16:02 Uhr

der ...


... sonhetta-berlin-vulkan

atmet lange nicht den geist

von KWK in stettin, peebee.

dann doch eher der beitrag von hansjörg göritz.

www.hansjoerggoeritz.com

7

peebee | 18.02.2017 18:36 Uhr

für Berlin...

... siehe den Wettbewerbsbeitrag von Snohetta. M.M. nach der beste Vorschlag...

6

LAMAA | 17.02.2017 17:09 Uhr

Gelungener Städtebau

Komisch, genau den gleichen Gedanken hatte ich auch, wie Beitrag 1.
Die St Matthäus Kirche würde so viel besser zur Geltung kommen. Es ist ein Skandal, wie nah der neue Museums-Block von HdM an die Kirche rückt.

Herzlichen Glückwunsch an Stettin!

5

chnächt | 17.02.2017 16:29 Uhr

gefällt

mir sehr !

4

tomek | 17.02.2017 08:42 Uhr

genial

genial einfach, einfach genial! :-) hut ab!

3

peter | 16.02.2017 16:06 Uhr

stettin


wow. einfach wow, in jeder hinsicht.

unsererlands wäre vermutlich schon die absturzsicherung an der kante ein grund, dem projekt den architektonischen garaus zu machen.

eine schöne gelegenheit, nach osten zu schauen!

2

auch ein | 16.02.2017 16:02 Uhr

architekt

tolle idee, eine echte freitribüne mit der man was anfangen kann, und wenn man "nur" schlitten fährt!

chapeau

1

staubmeier | 16.02.2017 15:48 Uhr

das wäre doch die lösung ...


... für berlin gewesen.

wären hdm. doch mal vorher in stetin gewesen.

also arno.

 
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