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26.05.2021

Hans Christian Andersens Welt

Museum in Odense von Kengo Kuma fertiggestellt


Einmal die Perspektive der kleinen Meerjungfrau einnehmen und vom Grund der See sehnsüchtig in den Himmel schauen – mit Raumerfahrungen wie dieser will ein neues Museum zum Werk des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen in dessen Heimatstadt Odense die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmen lassen. Das von Kengo Kuma & Associates (Tokio/Paris) entworfene und nun fertiggestellte Hans Christian Andersen Hus, in dem sich Architektur, Landschaft und modernes Ausstellungsdesign zu einer märchenhaften Welt verbinden, soll am 30. Juni 2021 eröffnen. Bei der digitalen Pressekonferenz am heutigen Mittwoch erläuterten Kengo Kuma und Yuki Ikeguchi, verantwortliche Partnerin bei KKAA, sowie Henrik Lübker, Creative Director des Andersen Hus, das Gestaltungskonzept des Museumskomplexes in der Innenstadt von Odense.

Die zentrale Idee besteht darin, nicht mit trockenen biografischen Fakten über den Schriftsteller zu kommunizieren, sondern seine spezifischen Bildwelten in Architektur und Szenografie zu übersetzen und so real werden zu lassen. Auch Kengo Kuma wuchs mit Andersens Märchenerzählungen auf, die in Japan sehr populär sind. Die ihnen innewohnende Dualität, das Märchenhafte, das jederzeit in den Alltag einbrechen kann, habe ihn von klein auf inspiriert, erzählt er. Ein weiterer Punkt, der ihn bei diesem Projekt besonders interessierte, war die überschaubare, beinahe intime Dimension der dänischen Kleinstadt Odense, der menschliche Maßstab, den auch das Museumsgebäude übernimmt. Der größte Teil des 5.600 Quadratmeter umfassenden Komplexes ist auf den ersten Blick gar nicht zu sehen: Zwei Drittel der Anlage befinden sich unter der Erde.

Oben entfaltet sich ein vom Kopenhagener Landschaftsarchitekturbüro MASU Planing entwickelter, üppiger Grünraum, der zum einen an die Naturerfahrung in Andersens Märchen anknüpft und zum anderen auf japanische Gartenkunst referiert, in der die jahreszeitliche Veränderung der Natur eine gestaltende Rolle spielt. In dieser eng mit der städtischen Umgebung verbundenen Parklandschaft, die zum großen Teil rund um die Uhr öffentlich zugänglich ist und von der Straßenbahn durchfahren wird, erscheinen die von mäandernden hohen Hecken geformten Wege wie Straßenzüge, dazwischen sitzen inselartig Pavillonstrukturen aus Holz und Glas.

Dominierende Gestaltungsfigur ist die Arabeske mit ineinanderfließenden, labyrinthischen Rundungen. Er habe einen weichen Raum ohne Hierachien schaffen wollen, der zu einer offenen Reise einlade, so Kuma. Die künftigen Besucher*innen navigieren dabei durch verschiedene räumliche Perspektiven und Atmosphären, von luftig-leicht zu düster-spannend, die das ganze Spektrum von Andersens Märchen evozieren sollen. Noch sind nur Renderings zu sehen und bleibt die tatsächliche Erscheinung dieser beinahe schon psychoanalytisch wirkenden Konzeption ein Geheimnis. Umso gespannter darf man auf die Welt sein, die sich in Odense am 30. Juni öffnet – BauNetz wird selbstverständlich berichten. (da)


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