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21.12.2021

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Kulturkraftwerk mit Schnorchel

Museum in Moskau von Renzo Piano


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Nun konnte sie am 3. Dezember also doch noch feierlich eröffnet werden: Moskaus neueste Kulturkathedrale. Es ist das alte Kraftwerk „GES-2“ in bester Innenstadtlage, kaum 15 Minuten vom Kreml entfernt, umgebaut durch Renzo Piano Building Workshop (Genua, Paris). Vier blaue Schornsteine ragen als weithin sichtbares Signal 70 Meter hoch über dem weiß gestrichenen Altbau in den Moskauer Himmel.

Das Kraftwerk wurde von 1904 bis 1908 auf der Westspitze der Bolotny-Insel errichtet, um die Moskauer Straßenbahn mit Strom zu versorgen. An den Planungen waren auch die Ingenieure Michail Polivanov, Nikolai Sushkin und Wladimir Schuchow beteiligt; Der Architekt Vasili Bashkirov gab der großen Maschine eine imposante Hülle im neorussischen Stil. Von Anfang an waren vier 60 Meter hohe Backsteinschlote das Markenzeichen des Kraftwerks. Allerdings wurden diese bereits 1941 abgetragen und durch niedrigere Stahlschornsteine ersetzt, die wiederum im Zuge mehrerer Modernisierungen nach 1990 restlos entfernt wurden. Zwar Obwohl bis 2005 noch einmal modernisiert, endete der Betrieb des Kraftwerks 2006 endgültig. Seitdem stand es leer und seit 2009 unter Denkmalschutz.

Der Umbau zum Kunsttempel ist die Initiative des russischen Gas-Billionärs und Kunstsammlers Leonid Michelson, der 2014 auf das leere Kraftwerk aufmerksam wurde. Neben einer umfangreichen Unternehmenssammlung betreibt Michelson seit 2009 auch eine private Kunststiftung, die V-A-C Foundation, die er seiner Tochter Viktoria widmet. Seit 2017 zeigt V-A-C in einem venezianischen Palazzo vor allem die Arbeiten zeitgenössischer russischer Künstler*innen. Mit dem GES-2 gibt es nun auch einen festen Standort in Moskau.

Das Gebäude soll ein lebendiges Kunst- und Kulturzentrum werden, wohl ähnlich wie die von OMA umgebaute, ehemalige Bus-Garage im Gorki-Park, ebenfalls eine private Initiative. Allerdings ist GES-2 um einiges größer: Alleine 5.500 Quadratmeter sind Ausstellungsflächen, dazu kommt eine performance area mit Blick nach draußen sowie ein großes, geschlossenes Auditorium mit 420 Sitzen und Unterrichtsräume mit 1.000 Quadratmetern. Insgesamt bietet das Haus 20.000 Quadratmeter Nutzfläche und noch einmal 7.000 Quadratmeter Freifläche mit einer Freitreppe zur Moskwa und einem neuen Wäldchen, für das 624 Birken frisch gepflanzt wurden.

Architektonisch konzentriert sich Pianos Entwurf zunächst aufs Auf- und Freiräumen der inneren Flächen. Wände und technische Installationen wurden – innen wie außen – weiß gestrichen, die historische Farbgebung nicht wiederhergestellt. So zeigen sich die Innenräume nun weit und hell, darüber thront ein spektakuläres Glasdach, in das 5.000 Quadratmeter an Photovoltaik-Elementen eingesetzt wurden. Die architektonische Grundidee ist es, den Besucher*innen eine „intuitive“ Orientierung in dem großen Ausstellungshaus zu geben: „Im großen Foyer reicht es aus, die Augen schweifen zu lassen um zu verstehen, was gerade geboten wird und wie man dort hinkommt“, wie es die Architekt*innen beschreiben. „Idealerweise braucht man überhaupt keine Karte, um den Besuch zu planen.“

Das spektakulärste Element sind natürlich die vier neuen, strahlend blauen Stahlschornsteine, welche die Architekten dem Gebäude – mit deutlichem Verweis auf dessen Historie – zurückgeben. Diese Schornsteine sind aber keine Abgasschlote mehr, sondern vielmehr Ansaugstutzen, um in 70 Meter Höhe die „sauberste Luft“ einzufangen und ins Gebäude zu saugen. Laut Pianos Büro wird so die natürliche Belüftungsanlage aktiviert und der Energieverbrauch des Gebäudes signifikant gesenkt. Oder anders gesagt: Dies ist das erste Musem der Welt mit einem 70 Meter hohen Schnorchel. (fh)

Fotos: Michel Denancé


Zum Thema:

www.v-a-c.org/GES2


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

Lars k | 05.01.2022 11:32 Uhr

Wie ich finde

Ich finde das eines der schönsten und -im guten Sinne- saubersten Projekte von Piano, die ich seit langem gesehen habe. Gerade bei den "großen" ist es oft von Vorteil, wenn es Umbauten sind. Pianos Projekt in NYC z.B. sieht mir nicht halb so gut gemacht und räumlich spannend aus. Aber: Wieso ist denn die Luft in 70 Metern Höhe "am saubersten"? Ist das irgendwie belegbar?

3

Dimitri Suchin | 31.12.2021 18:06 Uhr

Falscher Fluß

Die Moskwa fließt da nicht vorm Haus, aber ein "Wodootwodnyj Kanal".

2

STPH | 22.12.2021 08:53 Uhr

...

Wie sehen künftig unsere Solardächer aus? wie hier als Wintergarten? Ganz ohne Ziegellage etc.

1

Ekatherina J | 22.12.2021 06:49 Uhr

Moskau

Das sieht aus wie ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Piano at his best. ein Bau mit unglaublich Charisma. Die Funktion der blauen Schnorchel kann ich nicht beurteilen, aber sie sehen gut aus

 
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