Beim Anblick der komplexen Architektur des „Intangible Cultural Heritage Museum“ scheint die Bezeichnung des Museums unmittelbar in die Gestalt des Gebäudes übergegangen zu sein: Als „Intangible Cultural Heritage“ definiert die UNESCO Kulturerbe, was sich nicht an Monumenten oder Artefakten „greifen“ lässt, sondern immateriell ist: soziale Praktiken, mündliche Traditionen, Riten, Tänze.
Das englische „intangible“, was sich hier demnach auf den Inhalt des Museums bezieht, scheinen Vector Architects (Peking) – bewusst oder unbewusst – auf den Museumsbau übertragen zu haben, den sie anlässlich der diesjährigen 9. Gartenbaumesse im ostchinesischen Suzhou realisierten. Der Gebäudekomplex lässt sich als Sammelsurium an Zitaten, Ideen und skulpturalen Formen-Arrangements ebenso wenig „greifen“ oder kategorisieren wie die Kulturgüter, die in ihm ausgestellt werden.
Die Architekten versuchen sich paradoxerweise an dem Monument, was dem „Intangible Cultural Heritage“ eigentlich fehlt: Sie versuchen, „greifbares“ Kulturerbe zu reproduzieren. Die zahlreichen, unterschiedlich programmierten Höfe und überdachten Gänge sowie ein mit Bambusgitter verkleidetes Theater sollen die „räumliche Erfahrung traditioneller Bautypologien“ generieren. Gleichzeitig bietet der eklektische Bau eine Fülle von räumlichen Konfigurationen, in denen sich Tänze, Dinner-Events und Feste realisieren lassen.
Ein Teilkonzpet ihres Entwurfs ist, die „Grenze zwischen Natur und Architektur aufzulösen“. Vector Architects setzen es mit einer durchgängigen Dach-Parklandschaft um und verdeutlichen so den Bezug des Komplexes zur Gartenbaumesse in Suzhou. (df)
Fotos: Chen Hao, Eiichi Kano
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Richard Benz | 15.12.2016 21:50 UhrSchönes Volkschulzentrum...
... aber wo ist das angekündigte Museum ? Wirklich nicht greifbar.