Über den „Pfad der Perlenfischer“ als außergewöhnliches Stadtentwicklungs- und Restaurierungsprojekt in Bahrain hatten wir bereits ausführlich berichtet. Nun ist an dem innerstädtischen Geschichtspfad, der kreuz und quer durch die Altstadt von Muharraq führt, eine weitere Station fertiggestellt: das Siyadi Perlenmuseum. Entworfen wurde der Umbau eines historischen Stadtpalastes vom niederländischen Architekten Anne Holtrop, der schon seit einigen Jahren vor Ort lebt und arbeitet.
Die Siyadis gehörten zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert zu den bedeutendsten Perlenhändler-Dynastien in Bahrain. Sie unterhielten eine eigene Perlenfischerflotte und hatten eine gesicherte Jahresquote. Der Reichtum, zu dem die Familie durch die Perlenfischerei gelangte, spiegelt sich unter anderem in ihrem Stadthaus wider. Dieses besteht aus mehreren Teilen: Der älteste ist das ursprüngliche Wohnhaus der Familie, die Räume im Erdgeschoss wurden um 1850 errichtet und zählen zu den frühesten Bauten aus Korallenstein. Um 1921 kam ein zweiter Wohnteil mit großen Gästezimmern und reich geschmückten Empfangsräumen dazu. Dort empfing die Familie ihre Geschäftspartner, die aus Europa oder Indien kamen. Ein dritter Gebäudeteil ist die kleine Moschee mit Minarett am Wohnhof, die die Siyadis der Gemeinde stifteten.
Im Verlauf der Planungen für den „Pfad der Perlenfischer“ durch die Kulturbehörde Bahrains konnte auch dieses außergewöhnlich große und gut erhaltene Stadthaus für eine öffentliche Nutzung gewonnen werden. In die historischen Räume ist das „Perlenmuseum“ eingezogen. Hier werden die ältesten in Bahrain gefundenen, gebohrten Perlen gezeigt ebenso wie Perlenschmuck aus dem Nationalmuseum und aus privaten Sammlungen.
Holtrop sagt, er habe zuerst alle späteren Ein- und Umbauten aus den Gebäuden entfernt und so die Originalstruktur freigelegt. An einigen Stellen konnte die historische Raumaufteilung anhand vorgefundener Fundamente wiederhergestellt werden. Für die Neugestaltung der Innenräume hat sich Holtrop und sein Team mit dem historischen Putz beschäftigt: Früher wurde der Kalkputz in zwei Schichten aufgetragen. Erst grob geworfen mit der Hand, dann folgte eine feine, glatte Schicht als Abschluss mit Reliefs oder gemalten Verzierungen. Für die neuen Wände im Siyadi-Komplex entwickelte Holtrop eine Variante dieses Verfahrens. Nur ein etwa 2,5 Meter breiter Wandstreifen wird glatt verputzt, sodass beide Putzarten sichtbar bleiben und die Wände eine sehr lebendige Oberflächenstruktur bekommen.
Für den sieben Meter hohen Hauptraum der Ausstellung ließ man sich eine Steigerung einfallen. Auf die letzte Lage Putz wurde eine dünne Schicht Silber aufgetragen, die sanft schimmert und an das Perlmutt im Inneren der Muscheln erinnert. Um diesen Effekt noch mehr zu inszenieren, sind die wenigen Fenster als Oberlichter positioniert, sodass Tageslicht über die Wandoberflächen fallen kann. Überhaupt sind alle Innenräume zwar hell, jedoch nach außen klar abgeschirmt: Selbst die neu eingefügten Pivottüren sind mit so dickem Strukturglas versehen, dass die Umgebung zu farbigen Schemen verschwimmt. Die Beleuchtung der innenliegenden Toiletten lässt fast an James Turrells Kunstwerke „Skyspaces“ denken, wobei dieser seine Kunst sicher noch nie in einer Nasszelle installiert haben dürfte: Ein ungerahmtes Oberlicht mit transparentem Glas erlaubt den Blick auf einen Ausschnitt des Himmels sowie den Lichteinfall von weit oben. (fh)
Fotos: Anne Holtrop
Zum Thema:
Mehr über „Bahrains neue Perlen“ und der außergewöhnlichen Architektur unter anderem von Valerio Olgiati, Office Kersten Geers David Van Severen, Bas Smets oder Anne Holtrop haben wir in der Baunetzwoche#640 festgehalten.
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auch ein | 21.11.2024 08:25 Uhrarchitekt
man sieht auch hier:
tolle architektur, das königreich protzt.
und der inhalt?
leere räume....