Jingdezhen gilt als Hauptstadt des chinesischen Porzellans. Mit dem Sanbaopeng Art Museum hat die Millionenstadt in der Provinz Jiangxi im Südosten Chinas nun eine Institution, die sich allein der künstlerischen Porzellanproduktion in der Region widmet. Hinter dem Projekt steht das junge Pekinger Büro DL Atelier, das 2012 gegründet wurde. Das Museum liegt in einem engen, grünen Tal. Bis zur Stadt sind es zwar nur wenige Kilometer, doch die Gegend wirkt hier bereits sehr ländlich.
Die Architekten entwarfen einen gut 150 Meter langen, flachen Riegel, der als Aneinanderreihung verschiedener räumlicher Settings und geometrischer Formen konzipiert ist. Zwei vier Meter hohe Mauern aus gestampfter roter Erde bilden die Grundstruktur. Sie spannen einen offenen Rahmen auf, der mit Kreisen, Stufen, Durchbrüchen, Treppen und Wasserflächen ausgestaltet wird. Das Ergebnis nimmt sich wie ein wahr gewordener Architektentraum aus – als ein grandioses Vergnügen am Raum, frei von funktionalen Zwängen.
Etwas prosaisch wirken hingegen die vier mit Titanzink-Blechen verkleideten Baukörper, die auf der offenen Passage aufsitzen und unter denen sich die eigentlichen Ausstellungsräume befinden. Auf etwas eigenwillige Art kontrastiert die unterkühlte, rationale Funktionalität dieser grauen Bauteile mit dem puren, archaischen Raum der offenen Passage, die sich irgendwo zwischen Landschaft und Haus, zwischen Kontemplation und Luxus bewegt.
Die Architekten selbst heben in ihrem Projekttext nicht zuletzt auf die Künstlichkeit des Baukörpers ab, den sie als „massiven Kontrast“ zur umgebenden Natur begreifen. Bei der Beschreibung ihres Museums hatten sie nicht weniger als die ikonische Eingangsszene von Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum vor Augen. Mehr als diese aufgeladene Bezugnahme überzeugt das fotogene Haus jedoch durch die räumlichen Situationen, die hier geschaffen wurden. Hoffentlich stiehlt die Architektur den Exponaten nicht die Schau. (gh)
Fotos: Haiting Sun
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