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08.04.2022
Unterirdische Märchenwelt
Museum für Hans Christian Andersen in Odense von Kengo Kuma & Associates
Der für seine Märchen bekannte Schriftsteller Hans Christian Andersen wurde in Odense geboren. Mit dem H. C. Andersens Hus hat die Stadt ihm ein Haus bauen lassen, das seine Bildwelten sinnlich erlebbar machen soll. Der von Kengo Kuma & Associates geplante, verschlungene Parcours ist nun endlich vollständig fertig.
Von Diana Artus
Im Sommer 2021, zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung des H. C. Andersens Hus in Anwesenheit der dänischen Königin, wurde an dem von Kengo Kuma & Associates KKAA (Tokio, Paris) entworfenen Bau noch mit Hochdruck gewerkelt. Beim Presserundgang waren Bauhelme zu tragen, vor dem Eingang schob ein Bagger Sandhaufen beiseite. Wie vielerorts hatten pandemiebedingte Lieferschwierigkeiten auch hier den Bauprozess verzögert. Nichtsdestotrotz führte der künstlerische Direktor des Museums Henrik Lübker guter Dinge durch Aufbauarbeiten und Techniktests.
In den vergangenen Monaten war die Ausstellung als Preview zu sehen, fehlende Ausstattungs- und Ausstellungsteile kamen Stück für Stück hinzu. Mittlerweile ist das 5.600 Quadratmeter umfassende Projekt nun endlich fertiggestellt und vom Architekturfotografen Rasmus Hjortshøj dokumentiert worden. An der Planung waren neben dem Team um Kengo Kuma auch die beiden dänischen Büros C&W Arkitekter (Svendborg) und Cornelius Vöge (Roskilde) sowie die Ingenieure von Søren Jensen (Aarhus) beteiligt.
Gut zwei Drittel des Hauses haben die Architekt*innen unter die Erde verlegt. Die Idee dazu kam zum einen aus der Beschäftigung mit Andersens Märchen, in denen sich eine scheinbar überschaubare kleine Welt unverhofft zu einem fantastischen Universum erweitert. Zum anderen war es ihnen wichtig, Platz für den Garten zu schaffen und angesichts der niedrigen Häuser in der Umgebung den Maßstab zu wahren, wie Kuma und Yuki Ikeguchi, verantwortliche Partnerin bei KKAA, bei der Pressekonferenz 2021 erläuterten.
So bilden die großflächig verglasten Rotunden aus Holz, die den Eingangsbereich mit Museumsshop, ein Café und Workshopräume aufnehmen, lediglich die „Spitzen des Eisbergs“. Ein tiefergelegter Sunken Garden und Oberlichter in den unterirdischen Museumsräumen stellen Bezüge zwischen oberer und unterer Ebene ebenso wie zwischen innen und außen her. Im Zusammenspiel mit der Ausstellung, die mit verschiedenen Stimmen und spektakulären wie sinnlichen Inszenierungen über Andersens Leben und Werk erzählt, bildet dieses Raumkonzept eine gelungene Umsetzung der Idee, die Besucher*innen in eine märchenhafte Sphäre und die Tiefen der eigenen Fantasie hinabsteigen zu lassen.
Der von MASU Planning (Kopenhagen) entworfene Garten dürfte diesen Frühling nun schon etwas mehr von der gewünschten märchenhaften Pracht entfalten, die im Sommer 2021 nur zu ahnen war. Mit diesem neuen öffentlichen Grünraum bildet das Andersen-Haus einen wichtigen Baustein in einem groß angelegten und seit mehreren Jahren laufenden Stadtumbauprojekt in Odense: Ungefähr dort, wo jetzt Kengo Kumas Holzpavillons zwischen Bäumen und Hecken emporragen, verlief lange Zeit eine vierspurige Durchgangsstraße. Sie schnitt Odenses Zentrum vom Altstadviertel um Andersens Geburtshaus regelrecht ab. Seit ihrer Stillegung 2014 wird die einstige Trasse in ein autofreies Stadtviertel transformiert – bald wird auch eine Straßenbahn fahren.
Fotos: Rasmus Hjortshøj – COAST
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Kengo Kuma & Associates entwarfen in Odense ein neues Museum zu Hans Christian Andernsen.
Der Neubau liegt direkt neben dem Geburtshaus des dänischen Autors.
Oberirdisch präsentiert er sich in Form organisch geschwungener Holz-Glas-Pavillons.
Die Ausstellung befindet sich jedoch unter der Erde.
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