Narbonne im südfranzösischen Languedoc war einstmals die erste, um 118 v. Chr. als Colonia Narbo Martius errichtete römische Kolonie außerhalb Italiens. Als florierende Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonensis ist die Stadt daher heute reich an antiken Fundstätten. Um die verstreuten Bestände des lokalen archäologischen Museums, die Steinsammlung des kirchlichen Musée Lapidaire und staatlicher Depots, insgesamt ca. 15.000 Stücke zusammenzuführen, schrieb die Region Okzitanien 2012 einen Wettbewerb für ein Museum aus, den Foster+Partners (London) gewannen. 2015 erfolgte die Grundsteinlegung auf einem von der Stadt zur Verfügung gestellten, 22.000 Quadratmeter großen Gelände, einen Kilometer südwestlich des Zentrums am Canal de la Robine gelegen.
Im Dezember wurde das Museum für römische Altertümer „Narbo Via“ eingeweiht. Der Name nimmt Bezug auf die besondere Lage Narbonnes am Kreuzungspunkt der beiden wichtigsten Römerstraßen Galliens, der Via Domitia, Landweg von Italien zur Iberischen Halbinsel und der Via Aquitania, die Mittelmeer und Atlantik verband.
Der Bau auf annährend quadratischem Grundriss steht leicht erhöht wie auf einem Podium. Das auskragende Betonbalkendach mit einer Kantenlänge von fast 100 Metern, verleiht dem Gebäude monumentale Wirkung. Die Wände sind aus farbigem, in Schichten gegossenen Beton in orange-rosa Tönen, große Verglasungen mit schmalen grauen Profilen belichten das Innere. Dieses ist auf etwa 7000 Quadratmetern in zwei große Bereiche geteilt: Hinter dem Eingang im Süden erstrecken sich auf zwei Dritteln der Fläche die Dauerausstellung mit Exponaten erster römischer Spuren bis zur christlichen Spätantike, außerdem Räume für temporäre Ausstellungen, Bildung und Vermittlung mit Auditorium, Restaurant und Buchladen. Im nördlichen Teil liegt die Archäologische Abteilung für Forschung, Restaurierung und Depots.
Die in West-Ost-Richtung querende „Mur Lapidaire“ trennt beide Bereiche. Sie besteht aus einem 76 Meter langen, 10 Meter hohen Hochregallager, das auch das zentrale Gestaltungselement des Museums bildet. Hier liegen 760 bearbeitete antike Steinblöcke, Reste von den zahlreichen Monumentalbauten der römischen Stadt, den Forumsbauten, Tempeln, Bädern, die später als Spolien in die mittelalterlichen Stadtmauern verbaut und nach deren Abbruch in der Kirche Notre-Dame de Lamourguier aufbewahrt wurden.
An der Gestaltung des umgebenden Geländes mit Trockengarten und Amphitheater für Open-Air Veranstaltungen, wirkte das Büro Urbalab (Lyon und Toulouse) mit. Ein Fußweg am Kanal verbindet das Museum „Narbo Via“ mit der Innenstadt. (uav)
Fotos: Nigel Young/Foster+Partners und Philippe Chancel
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