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12.06.2019

Regensburger Bescheidenheit

Museum der Bayerischen Geschichte von Wörner Traxler Richter


Stimmt schon: Es ist ziemlich leicht, sich über das neue Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu mokieren. Das beginnt mit Initiator Horst Seehofer, der sich entgegen jeder Notwendigkeit schon mal ein kleines Denkmal setzen wollte. Das geht weiter mit der etwas unbeholfenen Architektur, die an den historischen Stadtgrundriss und die Dachlandschaft der nahen UNESCO-Altstadt anknüpft. Und das endet bei den Ausstellungsdisplays, die zwischen Bayerntrikot, Lederhose und Hightech wirklich kein Klischee ausgelassen. Kein Wunder, dass die mediale Kritik bisher zum Teil recht harsch ausfiel.

Was allerdings auch stimmt: Die Architekten von Wörner Traxler Richter (Frankfurt am Main), Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, das eigentlich am Hauptstandort in Augsburg beheimatet ist, und die Ausstellungsgestalter von HG Merz (Berlin) und Jangled Nerves (Stuttgart) hatten eine schwierige Aufgabe vor sich. Dass Kompromisse vorprogrammiert waren, zeigte sich schon beim Wettbewerb 2013: Die Jury, der unter anderem Volker Staab und Elke Delugan angehörten, tat sich offensichtlich schwer, bei über 250 Einreichungen auch nur neun geeignete Projekte für Preise und Anerkennungen zu finden.

Der Entwurf von Wörner Traxler Richter bekommt vor diesem Hintergrund etwas erstaunlich Zwingendes. Das stattliche Volumen mit einer Gesamtnutzfläche von 5.100 Quadratmetern, das gerade noch um eine „Bavariathek“ von 1.300 Quadratmetern ergänzt wird, wurde mit feinen Bezügen in die Umgebung integriert. Gleichzeitig gelingt es den Architekten trotzdem, auch hier und da mal eine Ansicht selbstbewusst aufragen zu lassen. Die Fassade besteht aus einer Keramik-Lattung, die in ihrer Farbigkeit an jene römische Befestigungsanlage denken lassen soll, aus der Regensburg einst hervorging. Zur Donau hin entstand mit dem Museum ein geschützter Außenraum, der zur Akzeptanz des Gebäudes bei den Regensburgern beitragen dürfte.

Im Inneren wird die historische Gassen- und Platzstruktur des Baugrundstücks aufgenommen, auf dem sich bis zum Krieg ein Lagerhaus aus dem späten 19. Jahrhundert befand und das seitdem als Parkplatz genutzt wurde. Das Foyer dient in diesem Sinne auch als eine öffentliche Passage. Deren Fassaden spielen mit der Umkehrung von innen und außen. Im Erdgeschoss befindet sich neben einem digitalen Panorama und dem „Wirtshaus“ noch ein großer stützenfreier Raum für Sonderausstellungen. Eine lange Rolltreppe führt schließlich in die abgedunkelten Ausstellungsräume im Obergeschoss. Gezeigt wird hier übrigens ausschließlich die bayerische Historie der letzten 200 Jahre. Neben der offiziellen soll auch anhand von vielen persönlichen Ausstellungsstücken eine Geschichte des Alltags erzählt werden.

Interessant an der Rezeption des rund 90 Millionen Euro teuren Projekts ist übrigens, dass die Kritik aus allen Richtungen erfolgt. Den einen ist die Architektur zu brutal und monoton, den anderen – Gerhard Matzig zum Beispiel – letztlich zu unscheinbar und brav. Tatsächlich bleibt die Frage, welchem bayerischen Selbstverständnis die Hessen Wörner Traxler Richter hier ein Denkmal gesetzt haben. Man kommt jedenfalls nicht umhin festzustellen, dass der Löwe im Foyer deutlich weniger zaghaft wirkt, als das Gebäude und seine Ausstellung. (sb)

Fotos: Frank Blümler, Ralph Thimm


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