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17.08.2017

Neues Leben am Hafen

Multiplexkino in Southampton von ACME


Was früher ein Garant für Wohlstand war, ist heute ein städtebauliches Problem. Insbesondere mittelgroße Hafenstädte wie Southampton an der englischen Südküste kämpfen derzeit mit den weitläufigen Hafenanlagen und Quais, die über Jahrzehnte entstanden, überproportional viel Platz zwischen Meer und eigentlicher Stadt einnehmen und die Stadt vom Wasser abriegeln.
 
Ihr Projekt für ein Multiplexkino mit Gastronomie im Sockelbereich beschreiben die Architekten des Londoner Büros ACME deshalb nicht zuletzt aus städtebaulicher Perspektive. Der wuchtige, dunkle Bau Watermark WestQuay schließt direkt an ein bestehendes Einkaufszentrum an und soll die Aktivitäten der Innenstadt ein Stück weit in Richtung Hafen verschieben.
 
Formal trumpft der massive Blob mit zehn Kinosälen und 24 Restaurants ziemlich auf. Der plastische, geschlossene und dunkle Körper mit seinen geschwungenen Lamellen ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Doch der Blick auf den Kontext zeigt, dass die Präsenz des Hauses ins Bild passt. Mittelalterliche Befestigungsanlagen, ein riesiges Parkhaus und ein großes Hallenbad sind die direkten Nachbarn des Neubaus – und nur wenige hundert Meter entfernt taucht immer mal wieder ein turmhohes Kreuzfahrtschiff auf.
 
Wichtiger als der eigentliche Konsum- und Entertainmenttempel aber ist die Außenraumgestaltung. Ein Ziel des Projekts war nämlich, die verloren gegangenen, historischen Verbindungen zwischen der Altstadt und der sieben Meter tiefer liegenden Ebene des Hafenbereichs zu überwinden. Durch Treppen, eine flach ansteigende Tribüne, eine rampenartige Promenade und eine große Plaza am Fuß des Komplexes binden die Architekten den Sockelbereich in die Situation ein. Die alte Festungsmauer wirkt nun fast wie ein szenischer Hintergrund. Hier entstand viel öffentlicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität. Bis zur eigentlichen Hafenkante sind es aber noch einige hundert Meter, die durch zukünftige Planungen und Bauten zu überwinden sein werden. (gh)

Fotos: Jack Hobhouse, Benedict Luxmoore, ACME


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