Gute Nachrichten aus Mannheim: Die Dachkonstruktion der Multihalle wird saniert. Das hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen, nachdem der Bund 4,73 Millionen Euro für die Sanierung der Halle im Zuge seines Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ zugesichert hat. Zwar entspricht dies nur der Hälfte der beantragten Summe, womit sich der Eigenanteil der Stadt von geplanten 4,73 Millionen auf 9,2 Millionen Euro erhöht, aber trotzdem hat die lokale Politik entschieden, die Sanierung der fragilen Holzkonstruktion von Frei Otto und Carlfried Mutschler anzugehen.
Parallel zu diesem ersten Schritt läuft ein kooperatives Workshopverfahren mit den drei Gewinnern des internationalen Ideenwettbewerbs, der im März entschieden worden war. In Form einer Mehrfachbeauftragung möchte die Stadt ausloten, wie ein minimales Raumprogramm umgesetzt und die Halle wieder zu einem öffentlichen Raum werden kann. Die Gelder für diese Planungs- und Baumaßnahmen werden aktuell akquiriert. Zur BUGA 2023 möchte Mannheim diese Phase abgeschlossen haben, um über einen räumlichen Rahmen für einen partizipativen Planungsprozess verfügen zu können, in dem ein dauerhaftes Nutzungskonzept erarbeitet wird. Sie wolle weg davon, die Halle als Haus zu sehen, betont Tatjana Dürr, Referentin für Baukultur, im Gespräch mit BauNetz. Stattdessen möchte sie sie in konzeptioneller Hinsicht als „democratic umbrella“ verstanden wissen, als betont öffentlichen Raum, der längerfristig auch vom zahlungspflichtigen Herzogenriedpark entkoppelt werden soll.
Mit der geplanten Wiedereröffnung zur BUGA 2023 schließt sich auch ein historischer Kreis, denn die Halle war zur BUGA 1975 gebaut worden. Fast ein halbes Jahrhundert wird es die größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt dann geben. Das ist ziemlich lang, wenn man bedenkt, dass die Multihalle eigentlich als temporäres Bauwerk geplant war. Dass sich nun innerhalb weniger Jahre die öffentliche Meinung um 180 Grad gedreht hat und ein Abriss definitiv vom Tisch ist, hat nicht nur mit den Anstrengungen vieler Akteure zu tun, die die Öffentlichkeit aufgerüttelt und von der Qualität dieser einmaligen Architektur überzeugt haben. Es belegt auch, dass diese leichte, klug konzipierte Holzkonstruktion genügend Potential für zeitgenössische, partizipative Nutzungen bietet und die sozialen und ökologischen Konzepte der Siebzigerjahre aktueller denn je sind. (gh)
Fotos: Daniel Lukac
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Für Kurzentschlossene: Heute Abend führt Tatjana Dürr durch die Halle. Treffpunkt ist am Parkeingang um 19 Uhr. Der Eintritt zur Führung und in den Herzogenriedpark sind frei. Weitere Informationen zur Halle gibt es auf www.multihalle-mannheim.de.
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