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17.11.2015
Es muss nicht immer Swing sein
Münchner Stadthaus von Hild und K saniert
„New Look“ und „Swingin' Fifties“, konkave Fassade, schwebende Dächer und geschwungene Treppen – die Moderne der Fünfziger ist leicht, beschwingt und offen. Sep Ruf oder Egon Eiermann haben die Aufbruchstimmung dieser Zeit mit so schönen Gebäuden beschworen, da wird kaum wahrgenommen, dass es im Westdeutschland der Nachkriegszeit auch eine konservative Architektur gegeben hat. Ein Stadthaus in München ist typisch für diese andere, strenge Strömung. Als Teil des Wiederaufbaus der Innenstadt beharrt seine Architektur auf historische Vorbilder und schlichte Beständigkeit, auffällige Gesten lehnt sie ab. Mittlerweile steht das Gebäude unter Ensembleschutz.
Die Architekten von Hild und K , die bereits an der Restaurierung eines ästhetischen Gegenparts, dem Bikini-Haus von Paul Schwebes und Hans Schoszberger (1955–57) beteiligt waren, haben dieses konservative Stadthaus saniert und umgebaut. Dabei ist das Münchner Büro sehr behutsam vorgegangen. Zurückhaltend, ins Detail vertieft und den historischen Stil bewahrend ist das Arbeitsergebnis.
In Aquarelltechnik hat das Team um Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber im Zuge der Sanierung die Front des Gebäudes in einem Ockerton gestrichen, der auf der Fassade mit Kastenprofilen unterschiedliche Nuancen entwickelt. Vor den Fenstern musste das Büro neue Absturzsicherungen installieren – eine Auflage, die in den Nachkriegsjahren noch nicht Vorschrift war. Folglich entwickelte das Team nach dem Vorbild zeitgenössischer Ornamente aus der Münchner Staatsoper, die ebenfalls in den Fünfzigern wiederaufgebaut wurde, kleine Fenstergitter mit einem Floralmuster. Dieses Motiv aus feinen Stahlringen setzen Hild und K wiederholt im gesamten Bau ein: Auf dem Gitter der Haustür, an den Fliesen, auf Leuchtern.
Dem dunkelfarbigen und detaillierten Stil dieser Nachkriegsarchitektur blieben die Architekten auch mit ihren Zusätzen treu: Messinggriffe, Eichenholzrahmen und Bronzeelemente kommen an Türen, Fenstern und Brüstungen zum Einsatz. Die ursprüngliche Raumaufteilung allerdings brechen Hild und K auf. Die Innenräume führen sie auf ihre tragende Struktur zurück. Dabei lässt das Büro einen Bruch zu: Die markanten Betondecken lassen sie roh. Trotz behutsamer Sanierung einer konservativen Architektur muss ein kleiner, schöner Vermerk auf eine andere Ästhetik wohl sein. (sj)
Fotos: Michael Heinrich
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