Die Münchner Museumslandschaft ist wieder um einen Baustein reicher: Nach der feierlichen Übergabe am heutigen Dienstag wird morgen das Lenbachhaus an der Luisenstraße wiedereröffnet. Neben dem dreigeschossigen Anbau von Norman Foster ist nach vier Jahren Bauzeit auch der ehemalige Ateliertrakt sowie die dottergelbe Villa des Malers Franz von Lenbach saniert. Den goldglänzenden Eingang schmückt Thomas Demands blauer Schriftzug „Lenbachhaus“; im Inneren lässt sich der „Wirbelwerk“ von Olafur Eliasson bestaunen – ein Lichtstrudel aus buntem Glas, der sich in seiner Farbigkeit auf die Arbeiten Kandinskys bezieht.
Ein neuer Eingang neben dem Café verbindet das alte Lenbachhaus mit dem Neubau von Foster + Partners; das britische Büro hatte mit seinem Entwurf 2002 das Verhandlungsverfahren für sich entschieden. Der Anbau dient vor allem als Galerie für die Werke des Blauen Reiters, eine Schenkung Gabriele Münters, Malerin und Lebensgefährtin von Kandinsky. Die Schenkung ist das Schmuckstück des Hauses. Zuvor stand an dieser Stelle ein Anbau aus den 1970er-Jahren, den die Architekten abreißen ließen, um die unübersichtliche Besucherführung durch das Museumsensemble komplett neu ordnen zu können.
Das ist auch gelungen. Als erster Schritt wurde die Gartenpforte als Eingang geschlossen. Die historische Villa bildet heute als eine Art Verteilerzentrum den Kern des Museums; die Architekten haben sie als Exponat freigestellt und den U-förmigen Erweiterungsbau klug um die Villa gelegt. Alt- und Neubau werden durch ein Atrium verbunden – der dramatische Wirbel von Eliasson soll dabei helfen, die Besucher in die obere Etage zu locken. Hier finden sich große und helle Galerieräume mit schattenlosen Tageslichtdecken.
Fosters Fassadengestaltung ist eine farbliche Anpassung an den Bestandsbau – nicht Gold, nicht Kupfer, sondern Messing hat der Stararchitekt als Hülle für seine Schatzkammer gewählt. Im ersten und zweiten Obergeschoss wird diese von messingfarbenen Bronzerohren mit zehn Zentimetern Durchmesser und einer Höhe von etwa vier Metern bestimmend gegliedert. Die Rundstäbe sind von konkav geformten Gelbmetallblechen hinterfangen. Entlang der Richard-Wagner Straße ist die Gliederungsidee durch die Metallfassade besonders deutlich ablesbar. Die von Grund auf neu errichteten Bauteile erhalten ihre Ausprägung durch die Rundstäbe. Der Bauabschnitt über der historischen Grundstruktur besteht aus einer Folge von konkaven Paneelen, während neu hinzugewonnene Partien auf dem Altbaubestand mit flachen Blechen ummantelt sind. Dadurch soll verdeutlicht werden, dass an der Westseite ein zweites Obergeschoss hinzugewonnen werden konnte; gleichzeitig wurden Veränderungen von der Gartenseite vermieden und die alte Firsthöhe eingehalten.
Insgesamt 59,4 Millionen haben An-, Umbau und Sanierung gekostet – das ist nicht außergewöhnlich viel, aber auch nicht wenig Geld für den Bauherrn, in diesem Fall die Stadt München. Überraschend ist wohl die Präsentation der Exponate: Die Kunst von Kandinsky zum Beispiel wird auf schmalen Bahnen aus schwarzer, schwerer Seide gezeigt.
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