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12.04.2017
Die Reize des Kandertals
Mühlenerweiterung bei Lörrach von Vécsey Schmidt
Bahnhöfe, Gutshäuser, Mühlen – an manchen Orten ist es schwierig, eine gute Nutzung für ein ehemals bedeutsames Gebäude zu finden. Oft sind die Kommunen froh, wenn sich überhaupt ein Käufer findet. Die Orte, an denen sich diese besonderen Immobilien befinden, sind dabei häufig reizvoll. Die ehemalige Mühle in Binzen – einem Nachbarort von Lörrach – diente unter anderem als Gaststätte. Nach Jahren des Verfalls nahm sich vor einiger Zeit ein privater Bauherr des Objektes an. Vécsey Schmidt Architekten (Basel) haben nun einen kleinen, holzverkleideten Anbau für die ehemalige Mühle realisiert.
Der Mühlkanal fließt durch ein verwildertes Waldstück am Rande des Dorfes. Das Grundstück der Mühle verbindet beide Ufer durch einen kleinen Garten. Der Altbau war „von mehreren Schuppen verstellt und von Efeu überwachsen“, schreiben die Architekten. Sie interessierten sich für die „Spannung zwischen der wilden und der gezähmten Natur“. Der neue Anbau erinnert durch seine Form und die Holzverkleidung an die alten Schuppen, definiert jedoch durch seine Setzung unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten rund um Altbau. Die Architekten schufen eine erhöhte Terrasse, einen vorderseitigen und einen rückwärtigen Hof – „drei geometrisch präzise Orte“.
Im Entwurf stand ganz klar der „Ort“ im Vordergrund, die Funktion des Neubaus ist hingegen nicht vordefiniert. Die Architekten sagen: „Lebensentwürfe sind in Bewegung. Der Anbau soll den Bewohnern alles bieten zwischen Ergänzung, Erweiterung, Gegenüber, Bühne und Rückzug.“ Gleichzeitig verzichtet die Architektur weitgehend auf gestalterische Schnörkel. Allein die Streifen an der Fassade sollen wie ein „Kleid“ auf eine mögliche öffentliche, kulturelle Nutzung hindeuten, für die das Haus ebenfalls potentiell zur Verfügung steht. In den Zeichnungen erkennt man, dass sich dieses gestalterische Thema auf historische Fensterläden am Altbau bezieht, der zum Glück nicht mit einem Mal auf Hochglanz poliert wurde, sondern allem Anschein nach schrittweise saniert wird. Die Architektur offenbart ihre Qualitäten nicht auf den ersten Blick. Sie eröffnet dem Ort neue Entwicklungsmöglichkeiten. Wie sich diese ausschöpfen lassen, ist den Bewohnern überlassen. (dd)
Fotos: Rasmus Norlander
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