Majda Abdellatif Al Muhaideb soll in den 1970er Jahren die erste Architektin überhaupt gewesen sein und nun
Sumaya Dabbagh die zweite, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Moschee realisiert hat, verkünden Online-Journale wie Emirates Women. Frauen, die Moscheen bauen, gibt es natürlich – man blicke etwa auf
Zeynep Fadillioglu in der Türkei – aber sie sind selten. Und die Autorinnenschaft von Sumaya Dabbagh und ihres Büros
Dabbagh Architects (Dubai) macht auch die
Mosque of the Late Mohamed Abdulkhaloq Gargash in Dubai besonders. Unter anderem.
Hintergrund des Gotteshauses ist der Patriarch einer einflussreichen Familie, die den Entwurf in Gedenken an den 2016 verstorbenen Mohammed Abdulkhaloq Gargasch, den Vater des amtierenden Ministers Anwar bin Mohammed Gargasch, in Auftrag gab. Im gewerblich geprägten Viertel von Al Quoz gelegen, richtet es sich mit 1680 Quadratmetern Nutzfläche vor allem an die dort arbeitenden muslimischen Männer und Frauen. Ebenso lokal angebunden soll auch die Architektur selbst sein: Der Naturstein für die Innenausstattung kommt aus dem Oman, Beton und Aluminium für die äußere Struktur aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Dabbagh Architects reduzierten die Moschee auf zwei monolithische Volumen: ein großes mit dem überkuppelten Gebetsaal für Männer wie auch für Frauen, und ein schmales mit Räumen für Imam und Muezzin sowie die Waschmöglichkeiten, die ja mit jedem der fünf Gebete am Tag verbunden sind. In einer Flucht angeordnet und in den Maßen einander angeglichen, bilden die beiden Quader aus Stahlbeton einen zusammenhängenden Block. Zwischen ihnen liegt wie ein großes Tor eine offene Passage, die am Boden von einem Wasserspiel umspült ist und an der Decke mit einem perforierten Aluminiumdach Schatten spendet. Von der Moschee getrennt steht das schlanke Minarett im Hof der Anlage.
Die Reduktion des Entwurfs setzt sich auch im Dekor fort. Dabbagh Architects entschieden sich für das Motiv des Dreiecks als ein Element der islamischen Ornamentik, das auch eine besondere Inszenierung des Sonnenlichts in der Moschee bewirkt. Sie wiederholen es in unterschiedlichen Ausformungen an der Fassade – etwa als Relief oder als Wandöffnung – und im Innenraum – dort insbesondere als goldenes Symbol im Mihrab und als Lichtöffnung in der zweischaligen Kuppel. In die Betonwände der Gebetshalle eingelassen zieht sich eine Sure aus dem Koran in der frühislamischen Sadsch'-Reimform.
Sumaya Dabbagh und ihr Team stellten die Mosque of the Late Mohamed Abdulkhaloq Gargash im Sommer 2021 fertig. 1000 Personen können hier gleichzeitig beten, weshalb die Moschee in Dubai auch als öffentliche Freitagsmoschee gilt. Sumaya Dabbagh ist eine der wenigen saudischen Architektinnen ihrer Generation und gehört zu einer Handvoll weiblicher Ingenieurinnen, die ein eigenes Büro in der Golfregion führen.
(sj)
Fotos: Gerry O'Leary Photography
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