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26.03.2015

In dünner Luft

Morphosis planen Hotelturm in Vals


Wahnsinn oder kühle Kalkulation? Erst sicherte sich der Schweizer Investor Remo Stoffel die berühmte Therme von Peter Zumthor, jetzt plant er direkt daneben einen gigantischen Hotelturm. Über 380 Meter soll dieser hoch werden, entworfen vom Pritzker-Preisträger Thom Mayne und dessen Büro Morphosis aus Los Angeles. Mit seinen extrem schlanken Proportionen erinnert das Hochhaus an die skinny towers für Superreiche, wie sie gerade in New York und anderswo aus dem Boden sprießen.

Auf Kritik entgegnet Stoffel kühl, dass bereits im 19. Jahrhundert die berühmten Hotels in Davos oder St. Moritz den Maßstab der einstigen Bergdörfer radikal sprengten. Wie die Neue Zürcher Zeitung berichtete, folgt Stoffels Kalkulation einer einfachen Rechnung. Zu lange habe man sich in der Schweiz auf den Massentourismus konzentriert, obwohl dabei nur mit niedrigen Löhnen und einer Zersiedelung der Landschaft Geld zu verdienen ist. Stattdessen müsse man zurück zu den Ursprüngen, als der Schweizer Tourismus nur etwas für wirklich Wohlhabende war.

Der geplante Turm beherbergt denn auch keine kleinen Zimmerchen, sondern gerade mal 107 Suiten, die sich vor allem an „schwerreiche Geschäftsleute aus Asien und dem arabischen Raum“ richten, wie anderswo zu lesen war. Mittels eines breiten Sockels mit öffentlichen Funktionen integriert sich der Entwurf von Mayne in die bestehende Wellness-Landschaft mit der Therme von Zumthor und dem gerade im Bau befindlichen Park von Tadao Andō. Letzterer bekannte sich bereits zum Projekt, er freue sich auf die Harmonie zwischen Turm und Park.

Tadao Andō sollte ursprünglich auch dem Wettbewerbsverfahren vorsitzen, was dann jedoch Louisa Hutton übernahm. Die Jury, der unter anderem auch Vittorio Magnago Lampugnani und Daniel Niggli angehörten, hatte sich von der Entscheidung für Mayne distanziert. Dabei ging es jedoch weniger um das Vorhaben an sich, sondern um den Alleingang durch Stoffel, mit dem er sich gegen die anderen beiden Finalisten Steven Holl Architects und 6a Architects entschieden hatte.

Ob das Projekt je verwirklicht wird, steht allerdings in den Sternen. Erst müssen nämlich die Bewohner des Örtchens Vals und dann die Regierung des Kantons Graubünden zustimmen. Bereits jetzt gibt es außerdem Spekulationen, ob das Projekt nicht vor allem als Finte dient, um Stoffels Verhandlungsposition bei einem anderweitigen Umbau des Hotels zu verbessern. (sb)


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