Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Gerhard Richter oder Sean Scully sind von der modernen Kunst nicht zu trennen und die moderne Kunst wiederum ist von einem bestimmten Raumtypus nicht zu separieren: dem White Cube. Die Hilti Art Foundation in Liechtenstein sammelt Kunst dieser großen Namen und selbstverständlich bietet sie ihr auch die passenden Räumlichkeiten. Nachdem die Stiftung ihre Kunstsammlung in einem – zumindest der äußerlichen Erscheinung nach – „Black Cube“ präsentiert hat, wurde es Zeit für den „White Cube“. Jetzt, am letzten Wochenende, eröffnete die Hilti Foundation einen 20 Meter hohen, weißen Würfel für ihre über 200 Werke umfassende Kollektion.
Schon den dunklen Quader hat Meinrad Morger entworfen, damals in einem Planerteam mit Heinrich Degelo und Christian Kerez. Auf das Schwarz ließ er nun das Weiß folgen, das er gemeinsam mit seinem jetzigen Büropartner Fortunat Dettli konzipierte. Die Verwandtschaft zwischen Neu- und „Alt“bau wird trotz Farbkontrast sichtbar. Die Konstruktion und das Material der Fassade – beide sind aus geschliffenem Ortbeton – weisen auf die inhaltliche Verbindung der zwei Gebäude hin.
Nur oberirdisch tritt Morger + Dettlis weißer Quader mit drei Obergeschossen würfelförmig in Erscheinung. Konzentriert gesetzte, über die Gebäudeecke reichende Fensterbänder durchbrechen hier die geschlossene Würfelmauer. Unterirdisch ragen die zwei niederen Geschosse über die Grundrissfläche des Kubus hinaus. Das erste Untergeschoss wird vom bestehenden Kunsthaus her über einen räumlichen Trichter erschlossen. Natürliches Licht wird in den Ausstellungsräumen dosiert, direkt fällt es nicht in die Säle. Das erste Untergeschoss profitiert von dem offenen Treppenraum. Das erste Obergeschoss hat gar keine Fenster und das dritte Obergeschoss erhält zenitales Tageslicht.
Der monumentale und lichtdurchflutete Treppenraum verbindet und trennt, ist gestalteter Weg und zugleich architektonisches Erlebnis. Dabei erlauben die großen Öffnungen der Fassade im Treppenraum Ausblicke in die Umgebung. Die Ausstellungsräume hingegen sind geschlossen und mit ihrer zurückhaltenden Geometrie sowie ihren Proportionen ideal für die Präsentation von Kunst – White Cube eben. (sj)
Fotos: Valentin Jeck
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DasHolzsptel | 27.05.2015 08:42 UhrDa bin ich so platt wie die Fassade
Köstlich.
Die Eckbetonug durch die Fensterbänder ist ein architektonisches Mittel das gern öfter verwendet werden darf.
Lob ans Team und an den Fotografen.
Er dokumentiert nicht nur das Gebäude sondern macht auch noch Fotografien draus.
Ich glaube eher das sie Renderings versuchen an Fotos anzupassen. Das Rendering muss ein eigenständigeres Medium werden und nicht versuchen dem Foto nachzueifern. Wenn das Rednering es irgendwann schafft wie ein Foto auszusehen... das sind beide Medien tot... und mal wieder triumphiert die Malerei :-)