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04.04.2025

Brunnen und Laubbaum

Montessorischule in Valencia von Gradoli & Sanz Arquitectes


Im Gegensatz zur anthroposophischen Architektur, die auf einer klar entwickelten räumlichen Theorie basiert, existiert für „Montessori-Architektur“ bislang kein einheitliches architektonisches Konzept. Orientierung bietet meist das pädagogische Leitbild, das auf eigenständigem und selbstbestimmtem Lernen beruht. In Valencia übersetzte das ortsansässige Büro Gradoli & Sanz Arquitectes diesen Ansatz in ein mehrteiliges, vielfältig gestaltetes Ensemble, das offene Lernlandschaften mit einer naturnahen Umgebung verbindet.

Bei der 2024 fertiggestellten Imagene Montessori School handelt es sich um eine private Grund- und Oberschule mit integrierter Kita. Die Einrichtung orientiert sich am britischen Lehrplan und kombiniert diesen mit Montessori-Prinzipien. Mit rund 2.900 Quadratmetern gehört der 4,6 Millionen teure Neubau zu den weltweit eher größeren Montessori-Einrichtungen.

Der Komplex liegt etwas außerhalb Valencias am Rande eines Wohngebiets und profitiert von der Nähe zu einem Kiefernwald. Das aus neun miteinander verbundenen Häusern bestehende Ensemble folgt einem S-förmigen Grundriss, der zwei größere Außenräume bildet: einen Eingangsbereich im Westen sowie einen Pausenhof im Osten. Durch die zusammenhängende, zu großen Teilen begrünte Dachlandschaft fügen sich die Häuser behutsam in die Umgebung ein. Lediglich die als Tonnendächer ausgeformten Volumen lugen aus der Landschaft hervor.

Der Haupteingang befindet sich nicht, wie sich vielleicht vermuten ließe, auf der stadtzugewandten Seite. Um den Komplex zu betreten, durchqueren die Kinder zunächst den Kiefernwald im Westen, und zwar über einen erhöhten Holzsteg. Auch die Klassenräume orientieren sich zur Natur hin. Sie sind in fünf verschiedene Bereiche unterteilt, in denen sich die Schüler*innen je nach Interesse frei bewegen können. Jeder Unterrichtsraum verfügt außerdem über einen eigenen, überdachten Außenbereich mit Terrasse, Mini-Amphitheater, Brunnen und Laubbaum. Letzterer solle nicht nur die Jahreszeiten widerspiegeln, sondern auch als zusätzlicher „Mitschüler“ fungieren, so die Architekt*innen.

Während sich der Bau von außen wie selbstverständlich in seine Umgebung einfügt, spielen Konstruktion und Materialien im Inneren eine weitaus größere Rolle. Wände und Tonnengewölbe aus Terrakottaziegeln sowie Deckenbalken und Möbel aus Holz prägen die Räume. Auf weitere Verkleidungen wurde verzichtet, sodass die Konstruktionselemente sichtbar bleiben und den Schüler*innen Einblicke in die Bauweise ermöglichen. Durch vielfältige horizontale und vertikale Versprünge ergeben sich Räume mit unterschiedlichsten Qualitäten, die das offene Konzept zum Ausdruck bringen. Sportplätze oder Fußballfelder sucht man hier übrigens vergebens, denn die Außenräume wurden bewusst als natürliche Landschaften belassen. (dsm)

Fotos: Mariela Apollonio


Zum Thema:

Das Buch Montessori Architecture. A Design Instrument for Schools stellt den ersten systematischen Versuch dar, architektonische Fragen im Sinne der Montessori-Pädagogik zu erfassen.


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