Auch wenn man sie aus ihrem spezifisch religiösen Kontext herauslöst zeichnen sich Klosterräume durch Stille, Reduktion und Klarheit aus. Das machen die Bilder im aktuellen Fotobuch Friederike von Rauchs auf beeindruckende Weise deutlich. Rund fünf Jahre lang hat die Berlinerin mit ihrer Mittelformatkamera die kontemplative Kraft von sakralen Räumen festgehalten, hat ruhige Motive und ungewöhnliche Details von Kirchenräumen und Klosteranlagen ins Bild gerückt. Von Rauch setzt ganz auf die außerordentliche Stimmung der Räume und nicht – wie sonst in der Architekturfotografie üblich – auf die spektakuläre Architektur der durchwegs bekannten Bauten. Im letzten Jahr erschien ihre Bildserie als großformatige Buch mit dem klaren und schlichten Titel Monastic.
Die ungewöhnlich dunklen, ausschließlich quadratischen Fotos entstanden in fünf sehr unterschiedlichen europäischen Klöstern. Von Rauch besuchte Andrea Palladios Kloster San Giorgio Maggiore in Venedig, Le Corbusiers La Tourette, die belgische Abtei Roosenberg Hans van der Laans, den brutalistischen Nevigeser Wallfahrtsdom Gottfried Böhms und Maria Regina Martyrum in Berlin von Hans Schädel und Friedrich Ebert. Die Bilder entstanden alle ohne künstliche Lichtquellen und zeigen menschenleere, auf Materialmuster, Lichtornamente und Schatten reduzierte Räume. Dabei konzentriert sich der Blick der Fotografin auf das einfallende Licht und auf die Spuren in der Dunkelheit.
Auf der letzten Seite des Buches berichtet von Rauch lakonisch über ihre persönliche Erlebnisse in den Kirchen und Klöstern, in denen sie viel Zeit verbracht hat. Außerdem schildert der dominikanische Mönch Marc Chauveau am Anfang des Buches das spirituelle Leben der Ordensbrüder in Le Corbusiers Betonkloster. Die Kunsthistorikerin Brigit Möckel stellt in ihrem Esssay das Gesamtwerk und die Raumerfahrung in den Fotografien von von Rauchs vor.
Text: Mariam Gegidze
Monastic
Friederike von Rauch
64 Seiten
Deutsch/Englisch
Jovis, Berlin 2019
ISBN 978-3-86859-591-8
40 Euro