Es ist inspiriert von der minimalistischen Kunst eines Donald Judd, John McCracken oder Robert Morris. Von den spiegelglatten, perfekten Quadern oder Stelen, mit penibelst bearbeiteten Konturen. MIMA Lab (Viana do Castelo, Portugal) haben nicht das erste Mal ein industriell produziertes Modulhaus entwickelt. Doch diesmal ist das MIMA Light ästhetisch so durchentwickelt und reduziert, dass es sich tatsächlich nur schwer von den Hochglanzskulpturen aus der amerikanischen minimal art unterscheiden lässt.
Während in Deutschland aktuell die Auseinandersetzung mit Modulbauten gänzlich um die Flüchtlingskrise kreist, wirkt MIMA Labs Referenz an Judds oder Morris’ entpersönlichte, glatte Sammlerobjekte schon dekadent. Obwohl industriell produziert und als Leichtbau aus OSB Platten mit Metallverkleidung schnell vor Ort zusammensetzbar, ist der Modulbau vielmehr Luxusgut als pragmatischer Vorschlag zur Wohnungsfrage: Auf einem verspiegelten Holzsockel steht der neun Meter lange, schlanke Quader, der sich aus glatt beschichteten Einzelelementen zusammensetzt. Die Fenster sind im gleichen Hochformat wie die OSB-Platten. MIMA Lab wählte für seinen Prototyp nur ein senkrechtes Fenstermodul. Der Bau öffnet sich zu beiden Seiten als Loggia, dahinter ist die drei Meter breite Front verglast und belichtet den Innenraum.
Außen ist das MIMA Light ebenso reduziert wie innen, wo die Architekten die Räumlichkeiten linear hintereinander anordnen. Mittig sind die Sanitäranlagen angelegt, die Küche als offener Einbau, das Bad als geschlossene Zelle. Flankiert wird dieser Kern von den Zugangsräumen, die an der Spitze des Baus auch jeweils über einen separaten Eingang verfügen. Innen soll der Modulbau komplett mit Pinienholz verkleidet werden. Das sei schön „cozy“, wie MIMA Lab es bezeichnet. Das portugiesische Duo stellt sich vor, dass Geschäfte, Lokale oder Ferienwohnungen in ihren Modulbauten eingerichtet werden können. Als handelte es sich um Textilware, ist das MIMA Light in zwei Größen vorhanden: neun Meter lang und zwölf Meter lang, per Mouse-Click lieferbar. Anders als bei einer Hochglanzskulptur von Donald Judd, bei der vor dem Erwerb wohl noch ein persönliches Gespräch mit dem Galeristen vonnöten ist. (sj)
Fotos: Jose Campos