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02.09.2021

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Recycling-Büro im Schweizer NEST

Modul von baubüro in situ in Dübendorf


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Schon seit 2016 steht in Dübendorf bei Zürich ein seltsam unfertiges, offenes Betonregal. Es ist das experimentelle Forschungsgebäude „NEST“ der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). Die Abkürzung NEST steht dabei für „Next Evolution in Sustainable Building Technologies“, entworfen wurde die Kernstruktur von Gramazio Kohler Architekten. Die drei weit auskragenden Betonplattformen bieten seitdem Raum für 12 bis 15 sogenannte Units. Das sind bautechnische Experimente, die mit jeweils unterschiedlichen Themen und Forschungsansätzen eingebaut und unter Realbedingungen eine Zeit lang getestet werden können. So kamen in der Vergangenheit bereits die „Urban Mining And Recycling“-Unit von Werner Sobek, Dirk Hebel und Felix Heisel oder jüngst das komplett digital geplante und produzierte DFAB-House von Matthias Kohler und Konrad Graser von der ETH Zürich auf den Prüfstand.

Am 31. August 2021 wurde nun der neueste Einbau im NEST fertiggestellt. Es handelt sich um die Unit „Sprint“, eine 200 Quadratmeter große Büroetage, die vom baubüro in situ (Basel/Zürich) und dessen Ableger Zirkular entworfen wurde. Sie besteht fast ausschließlich aus Recycling-Materialien oder wiederverwendeten Bauteilen. Flexibel rückbaubare Trennwände – aus Ausschuss-Ziegeln etwa, aus alten Büchern oder gebrauchten Teppichfliesen – teilen die Etage in „zwölf COVID-19-konforme Einzelbüros“, wie die Pressemitteilung der EMPA verkündet. Ein experimentelles Wohnhaus mit ähnlichem Ansatz hatten letztes Jahr auch Cityförster in Hannover errichtet. In Basel steht außerdem in situs Kultur- und Gewerbehaus ELYS.

Das Bauen mit Recycling-Materialien sei ein „iterativer Prozess“, für den es ein Umdenken bei Planung und Ausführung bedürfe. Denn aus den gefundenen Materialien entstehen meist Folgebedingungen für den Entwurf, wenn beispielsweise nicht nur einheitliche Fensterformate gefunden werden. Dies sei allerdings weniger Hürde als Herausforderung für die eigene gestalterische Kreativität, so Oliver Seidel vom baubüro in situ bei der digitalen Eröffnungsveranstaltung.

Die gesamte Etage wurde außerdem unter der Vorgabe „Design for Disassembly“ geplant, also so, dass alle Materialien verlustfrei wieder ausgebaut und weiterverwendet werden können. Auf Klebeverbindungen musste deshalb grundsätzlich verzichtet werden. Die Fertigstellung von Sprint demonstriere trotz aller Skepsis der Bauwirtschaft, so schreibt es die EMPA, dass das Bauen mit Recycling-Materialien eine gültige Alternative sei und den Marktanforderungen für flexibles und schnelles Bauen gerecht werde. „In einer Welt, in der die Ressourcen stetig knapper werden, ist kreislaufgerechtes Bauen dringlicher denn je“, so Enrico Marchesi, der Projektleiter für NEST. Die Sprint-Unit soll helfen, möglichst allgemeingültige Lösungen zu finden und damit in Zukunft einen breiten Einsatz von rezykliertem Baumaterial zu erlauben. (fh)

Fotos:
Martin Zeller


Zum Thema:

Sehr empfehlenswert ist die digitale Tour durch die Sprint-Unit auf der EMPA-Webseite.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

auch ein | 03.09.2021 08:45 Uhr

architekt

@2 und 3:
das NEST in ein Forschungsbereich der ETH, dort hat man ein massives "regal" gebaut, in das dann tatsächlich geschossweise Elemente "reingedrückt" werden und es wird (im gegensatz zu den "normalen" Architektenlehrstühlen) tatsächlich geforscht und ausgewertet.
Schön ist es nicht aber interessant allemal!

3

lutzinger | 02.09.2021 19:06 Uhr

Jetzt noch schön, wäre schön

ein riesenthema, denke ich. umnutzen, transformieren und dabei möglichst viel gebrauchtes neu auftragen. aber es fehlen immer noch die wirklich überzeugenden vorzeigeobjekte. solche, die wirklich so schön sind, das es einem den atem verschlägt. so lecker, das man es unbedingt haben will. und das sehe ich hier auch nicht. trennwände aus gestapelten teppichfliesen, das ist doch eher eine niedliche spielerei als das es ernsthaft als neuer standard erprobt wird, oder?

Wie sind die eigentlich befestigt? oder kann ich die wand einfach umdrücken, wenn ich mich dagegen lehne, und dann habe ich wieder ein grossraumbüro?

2

fabian wieser | 02.09.2021 19:00 Uhr

Roter Faden

Schade, dass dem Chaos Innen nicht ein verbindendes Element gegönnt wurde, so wie das die Betonplatten außen leisten.

1

auch ein | 02.09.2021 16:22 Uhr

architekt

riesenthema in der forschung ist ja (wie bereits bei pfandflaschen geprobt...):

ist es umweltfreundlich , diesen ganzen aufwand zu betreiben?sichten-sortieren- ausbau - anpassen-module machen-irgendwohin fahren-einbauen oder einfach neu machen. und vielleicht den standard etwas allgemein runterschrauben.
das der umweltaspekt.

bezahlt ist da noch nicht der planer oder unternehmer, der durch die gegend fährt, sichtet, plant, anpasst, gestallten soll.

ich bin weiter gespannt. sicher eher ein nischenphänomen.
aber schlauer als nur solarzellen und wiese aufs dach und es als nachhaltig verkaufen.

 
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Für die Fassade wurden Holzlatten und PV-Elemente von früheren Einbauten des NEST wiederverwendet.

Für die Fassade wurden Holzlatten und PV-Elemente von früheren Einbauten des NEST wiederverwendet.





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