In den Alpen kann der Anschluss an Zug, Bus oder Seilbahn über die totale Abgeschiedenheit von Ortschaften entscheiden. Angesichts der essentiellen Bedeutung von Infrastruktur und ihrer Bauten ist es immer wieder verwunderlich, dass ihre Architektur bestenfalls medioker ausfällt. Roland Baldi Architects – die bereits bei den Bauten der Bergbahn in Meran ein Verkehrsprojekt durch eine signalrote Metallhülle zu einem ästhetischen Projekt erhoben haben – realisierten nun mit Pfeifer Partners (beide Bozen) für das auf 1.140 Meter Höhe gelegene Dorf Klobenstein in Südtirol ein Parkhaus und einen Busbahnhof. Diese sollten nicht nur funktional und sicher sein, sondern eben auch komfortabel – und schön.
Ihr Mobilitätszentrum fügt sich direkt an den Neubau des Zivilschutzzentrums Ritten an, ebenfalls von Roland Baldi Architects geplant. Die beiden Projekte bilden zusammen einen Verkehrsknotenpunkt für Einheimische, Pendlerinnen und Touristen. Der Neubau besteht aus einem Busbahnhof, einer Tiefgarage mit 92 Stellplätzen und einem oberirdischen Parkplatz mit 76 Stellplätzen – auf dem aber auch der Wochenmarkt und andere Veranstaltungen des Dorfes stattfinden. Zudem liegt der Bahnhof mit der historischen Rittner Schmalspurbahn nicht weit, die Klobenstein mit Oberbozen verbindet. Soweit die funktionalen Fakten.
Nun zum Schönen: Die Architekt*innen wollen die Frage des Ästhetischen durch die Anwendung verschiedener Rottöne lösen. Den Sichtbeton im Inneren der Tiefgarage färbten sie daher in ein sanftes Rostrosa. Ein etwas kräftigeres Rostrot wählten sie für den Stampfbeton an den Außenwänden, der in Färbung und Oberflächenstruktur die Gestaltung des Zivilschutzzentrums fortführt. Rotbraune Betonwannen mit farblich passenden Rot-Eschen machen wiederum die Platzgestaltung auf dem Dach der Tiefgarage aus. Kontrastierend zu diesem Setting in Rot setzten die Architekt*innen anthrazitfarbene Metallelemente für die Treppe, den Aufzug sowie die gesamte oberirdische Ausgestaltung des Busbahnhofs ein, wo sich Portalstrukturen aneinanderreihen und die längliche Überdachung stützen. (sj)
Fotos: Oskar da Riz, Oliver Jaist
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STPH | 27.08.2021 16:43 Uhr...
Immer wieder faszinierend die Berge, die sich mit der weißen Atmosphäre, als Wolken oder Schnee eint zu unserem genius loci oben und unten. Gebäude sind da im besten Falle Mitspieler, etwa als Alpendach.
Und hier kommt nun die Moderne, die dagegen auf die nächsthöhere Ebene abhebt, das freie Schweben im All von Erdkugel und Gebäude, die sich gegenseitig anziehen, wie bei einem gerade eben eingeschlagenen Raumschiff.