Das Ilôt Vandamme im 14. Pariser Arrondissement ist ein typisches Relikt aus Zeiten einer autofreundlichen Stadt. Das dreieckige Areal ganz in der Nähe des Tour Montparnasse galt seinerzeit als eines der größten städtebaulichen Projekte in der französischen Hauptstadt. Der Pariser Architekt Pierre Dufau entwarf den 1974 fertiggestellten Komplex mit einem Hotelturm, Büros, einem Einkaufszentrum und einer Stadtbibliothek. Viele Jahre lang war das Straßenbild geprägt durch die strengen vertikalen Linien des 30-geschossigen Turms, vor allem aber auch durch den wuchtigen Baukörper des Einkaufszentrums, der das Innere des Gebäudes vom Straßenraum abschirmte.
Im Jahr 2015 entwickelten MVRDV (Rotterdam) im Auftrag des Investors Unibail-Rodamco-Westfield Pläne für die Sanierung, Umstrukturierung und Verdichtung des Blocks. Mit dem Projekt Gaîté Montparnasse, das im letzten Jahr abgeschlossen werden konnte, verliehen sie dem Komplex ein verjüngtes Gesicht und ordneten die bestehenden Nutzungen neu. Außerdem erweiterten sie das Programm um Sozialwohnungen und eine Kindertagesstätte.
Der sichtbarste Eingriff erfolgte bei der Umgestaltung des Einkaufszentrums, wobei ein wesentlicher Teil der in den 1970er Jahren errichteten Betonstruktur erhalten werden konnte. Die massive Erscheinung des Volumens ebenso wie seine horizontale Ausrichtung ließen die Architekt*innen jedoch zugunsten einer offenen, sich zum Straßenraum orientierenden Glasstruktur aufbrechen. MVRDV fügten zudem mehrere (Teil-)Geschosse hinzu, um die Baukörper proportional anzupassen. In den beiden unteren Sockeletagen der gläsernen Struktur befindet sich nun das Einkaufszentrum, in den oberen Geschossen wurden Büros untergebracht. Das Fassadenbild wird in klassischer MVRDV-Manier von verglasten, farblich umrahmten sowie vor- und zurückspringenden Modulen charakterisiert. Sie ermöglichen einen Blick auf die Aktivitäten im Inneren. Mehrere Terrassen lockern die Struktur zusätzlich auf.
Die Sockelebene nimmt über den gesamten Block öffentliche Räume und Geschäfte auf – unter anderem auch die Stadtbibliothek, die sich bis dato unterirdisch befand und sich nun in einem zweigeschossigen Raum auf der anderen Seite des Hotelturms wiederfindet. Zwischen Hotelturm und der neuen Glasstruktur ordneten MVRDV über der Sockelebene zudem ein Volumen mit 62 Sozialwohnungen mit Kindertagesstätte im Erdgeschoss an. Dieser „Wohnflügel“ wurde laut Architekt*innen in Holzbauweise errichtet.
MVRDV entwickelten für denselben Investor ganz ähnliche Pläne für die Umgestaltung des Einkaufszentrums La Part-Dieu im Zentrum von Lyon, das ebenfalls aus den 1970er Jahren stammt. Auch dieses Projekt konnte im letzten Jahr fertiggestellt werden. (dsm)
Fotos: Ossip van Duivenbode
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auch ein | 27.03.2023 16:44 Uhrarchitekt
ein schlechter abklatsch ihrer selbst.....
früher haben sie wenigstens noch bunte klötzchen gestapelt, jetzt nur noch papprahmen vor die fassade geklebt....
schaurig, deren zeit scheint vorbei, schade aber besser so