Im Norden von Gent entsteht derzeit ein großer neuer Stadtblock. Vom alten städtischen Gaswerk sind nur die zwei großen Gasometer erhalten geblieben – es sind die letzten beiden ihrer Art in Flandern, sie werden als Teil des industriellen Kulturerbes bewahrt bleiben. Die Flächen rundum sind inzwischen begrünt und mit dem angrenzenden Rabotpark verbunden, dessen Fläche damit knapp verdoppelt werden konnte. Westlich davon entsteht seit 2014 nach einem Masterplan von
Rapp+Rapp (Amsterdam) auf 9,5 Hektar ein kleiner autofreier Stadtteil mit 530 Neubauwohnungen, Läden, Büros, einer Kita und einer öffentlichen Sporthalle. Mit dem
Krono Gent, entworfen vom ortsansässigen Büro
De Smet Vermeulen Architecten, ist nun ein erster Teil des Gesamtplans fertig und die ersten 36 Wohnungen sind bezogen worden.
Die Aufgabe war nicht ganz einfach: Der Masterplan formuliert für das dreieckige Grundstück mit direktem Blick auf die Gasbehälter einen besonders spitzen Winkel und neben 36 Wohnungen mussten auch eine Sporthalle mit Fitnessstudio und ein Café eingefügt werden. Die Architekt*innen beantworteten die Anforderungen mit einem soliden Stadtbaustein, dessen gelbem Klinkerkleid die innere Vielfalt kaum anzusehen ist. Der zweigeschossige Sockel nutzt das gesamte Eckgrundstück, darüber liegen in drei Regel- und einem Staffelgeschossen die Wohnungen.
Die Sporthalle befindet sich im Blockinneren, stösst aber an der südlichen Gebäudespitze bis an die Straßenfassade; durch zwei großformatige Fenster im Erdgeschoss können Passant*innen und Parkbesucher*innen hineinschauen und den Sportler*innen bietet sich ein Blick auf die Gasometer gegenüber – jedenfalls solange wie die großen Vorhänge innen nicht geschlossen werden. Im Inneren begegnen sich immer wieder die zwei unterschiedlichen Raster, die sich aus den beiden Straßen und ihrem spitzen Winkel ergeben. Die Architekt*innen machen das an den Schnittpunkten immer wieder deutlich, sowohl zwischen den Treppenhäusern und den Wohnungen in den Obergeschossen als auch zwischen der Sporthalle und ihren Nebenräumen, wo die Deckenplatten einem anderen Raster folgen als die Wände.
Auch für die 36 Wohnungen mussten 21 unterschiedliche Varianten entwickelt werden. „Wir wollten auf dieser besonderen Parzelle ein Haus bauen, dass sich nicht von der Stadt absetzt, sondern selbst Stadt ist“, so die Architekten. „Ein Gebäude, das Passanten zum Gespräch einlädt durch diskrete oder großzügige Blicke auf die Aktivitäten im Inneren.“
(fh)
Fotos: Dennis de Smet
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