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15.07.2022

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Im tiefen Tal von Amsterdam

Mixed-Use-Projekt von MVRDV


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„The World needs better Buildings.“ und „Treat Our Planet the Way it Deserves.“ – so lauten die Catchphrases, mit denen der Projektentwickler Edge Technologies Gäste auf seiner Webseite begrüßt. Die 2018 gegründete Tochtergesellschaft des Immobilienriesen OVG Real Estate hat unter anderem in Amsterdam, Berlin, London und Luxemburg Standorte. Seit diesem Jahr hat sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben, dem Pariser Klimaübereinkommen zu entsprechen. Das Ziel: Bis 2050 will Edge seine Kohlenstoffemissionen auf Netto-Null reduzieren.

Dass bei der Selbstdarstelllung als Klimapionier big names und aufsehenerregende Großprojekte helfen, wird auch am Beispiel des kürzlich fertiggestellten Valley im Amsterdamer Bankenviertel Zuidas deutlich. Das Haus von MVRDV (Rotterdam) ist das erste Wohngebäude im sonst ausschließlich Bürobauten umfassenden Portfolio von Edge. In Berlin-Friedrichshain baut das Unternehmen beispielsweise gerade das Hochhaus Edge East Side Berlin von BIG (Kopenhagen), als dessen Mieter Amazon gehandelt wird.

Irritierend wirkt die Marketingstrategie, mit der das Wohnen im Finanzbezirk etabliert werden soll: Die zerklüftete Gestalt des 75.000 Quadratmeter umfassenden Ensembles, dessen drei Türme an aufkragende Gipfel entlang eines tiefen Tals erinnern sollen, wird metaphorisch als Resultat von Naturgewalten beschrieben, die durch steten Wasserfluss und tektonische Verschiebung das harte Gestein formten. Doch die Form bleibt künstlich – und mit den verspiegelten Fassaden in Richtung der Banken zeigt das Gebäude letztlich seine eigentliche Zugehörigkeit.

Eine dreistöckige Tiefgarage mit 375 Stellplätzen, sieben Büroetagen, 196 Wohnungen sowie diverse Einzelhandels- und Kultureinrichtungen sind in den bis zu 100 Meter hohen Türmen und dem verbindenden Sockelgeschoss untergebracht. In den beiden obersten Geschossen ist eine öffentlich zugängliche Sky-Bar angesiedelt. Um allen parametrisch individuell geplanten Wohneinheiten einen größtmöglichen Außenbezug zu ermöglichen, kamen bei den Grundrissen ohne Terrasse oder Freisitz maßgefertigte Glas-Faltwand-Systeme der Firma Solarlux zum Einsatz. Die Planung der ganzjährigen Gebäudebegrünung übernahm Landschaftsarchitekt Piet Oudolf (Hummelo).

Wie viel graue Energie in dem mit Cenia verkleideten Stahlbetonbau steckt, wird nicht kommuniziert. Auf der Webseite von Edge wird jedenfalls betont, dass die Gewerbeflächen das Nachhaltigkeitszertifikat BREEAM-NL „Excellent“ erhielten. Ansonsten ist neben vagen Angaben zu technologischen Lösungen fürs Gebäudeklima und zur Verbrauchsermittlung lediglich von Investitionen in CO2-senkende Projekte außerhalb Europas zur mittelfristigen Kompensation aktueller Bauvorhaben die Rede. (kms)

Fotos: Marcel Steinbach, Bart van Hoek, Ossip van Duivenbode


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

25

georg | 19.07.2022 13:33 Uhr

pre.zerstört

gleicht leider den bildern, die ich täglich in der tagesschau sehen muss.

24

peter | 19.07.2022 10:36 Uhr

einfach bewundernswert, wie mutig die niederländer

mit architektur umgehen. sie gehen an die grenzen des machbaren und des ästhetischen. manchmal scheitern sie daran, manchmal gelingt der große wurf. dennoch lassen sie sich nicht davon abbringen, weiter zu machen. der MVRDV-entwurf ist auf der einen seite fantastisch und auf der anderen scheusslich. irgendwie gut.

23

auch ein | 19.07.2022 09:55 Uhr

architekt

das ist wirklich schlimm.

erinnert an die SITE architektur in USA. die haben aber einkaufszentren so gebaut mit nem gag als eingang, hier ist es das thema....

und bei den shopping malls wusste man dass sie auch nur eine kurze halbwertszeit haben und auch mal was danebengehen kann.

das ist hier nicht der fall (wäre nicht nachhaltig...) und so wird uns das noch lange die augen beleidigen

22

Claus | 18.07.2022 18:43 Uhr

Sternenhimmel im Habitat

Mir gefällt das Haus, auch wenn die Erscheinung traurigerweise nahe an der Ikonographie jener zerstörten ukrainischen Plattenbauten liegt. Diese ruinöse Dopplung ist aber zufällig und kann als Kritik am Objekt nicht stehen.

Natürlich ist es Greenwashing, mit einem vermutlich unheimlich schlechten AV-Verhältnis und einem Vollen Blatt an Marketing-Bullshit-Bingo. Dafür entstand aber ein Haus mit spannenden Außenräumen und einer räumlichen Komplexität (und auch Qualität) die sich im Großwohnungsbau durchaus mit Moshe Safdies Habitat 67 und den bewohnbaren Sternenhimmeln von Jean Renaudie messen kann. Es ist halt nicht die optimierte Schweizer Kiste.

Würde ich das so bauen? Vermutlich nicht. Aber ich finde es gut, dass es getan wurde.

21

dca | 18.07.2022 17:29 Uhr

Je länger

ich mir das Projekt ansehe, um so besser gefällt es mir

20

AdrianF | 18.07.2022 17:25 Uhr

Tropical Island

Das erinnert erstaunlich stark an die Szenografie für so ein Tropical Island Bad - nur sind da meist die Felsen aus Plastik....daher habe ich hier eher Mitleid mit jeder echten Natursteinplatte die hierfür hinhalten musste.

Sorry für meine Polemik, aber dieses Gebäude ist ja schon selber reine Polemik.

19

Max | 18.07.2022 15:47 Uhr

Wow

Liebe es, so gut!!!

18

solong | 18.07.2022 12:19 Uhr

...was auch immer ...

... man von diesem ... ding ... hält ... der respekt gilt den ausführungsplanern ... und allen an fassade und dach beteiligten firmen ... das muss man erstmal in der detail-stimmigkeit ... nein damit meine ich nicht das design ... sondern die ausführungsqualität ... hinbekommen ...

17

a_C | 18.07.2022 11:18 Uhr

Bye bye, MVRD...

Was für ein katastrophal schlechtes, hässliches und in seinen vorgeblichen Klimazielen verlogenes Gebäude. Ich bin schockiert. Dieses Architekturbüro kann man nicht mehr ernst nehmen.

Mixed-Use ist ja schön und gut, aber bitte nicht in der Ausformung. :(

16

Christian Richter | 18.07.2022 10:52 Uhr

Eigenartig gediegen

Dass der Nachhaltigkeitsgedanke bei einem Hochhaus aus Beton mit Glas- und Steinfassade nur ein Mäntelchen sein kann, ist offensichtlich - es macht das Projekt aber auch nicht schlechter als 95% aller anderen Neubauten.

Interessanter sind da doch die architektonischen und konzeptionellen Entscheidungen. "Mixed-Use" klingt immer gut, wer möchte schon eine monofunktionale Bankenstadt. Hier in Amsterdam ist die allerdings recht gut eingebunden, eher eine kleine Insel zwischen den Wohnvierteln Amsterdam-Zuid und Buitenveldert. Wohnen in diesem Gebäude wäre tatsächlich nicht nötig gewesen - außer man möchte, dass die Bewohner gar nicht erst die Büro-Insel verlassen. Selten dass man so etwas sagen kann, aber die Mischung mutet hier sehr kalkuliert und gezwungen an.

Überraschenderweise kann man das auch über die Architektur sagen - obwohl man hier einen der zu Recht geschätzten großen Namen engagiert hat. Die Glasfassaden wirken, als seien sie dem 90er Jahre-Katalog eines amerikanischen Großbüros entsprungen, die zerklüftete Innenwelt - ein aktuell häufiger gesehenes, weil spannungsreiches Motiv - wird durch den spanischen (warum?) Naturstein ebenfalls und auf eigenartige Weise um Jahrzehnte zurückgebeamt. Hier entfaltet sich plötzlich eine beige Gepflegtheit, die weniger von Ausflügen in die Gebirgsluft, aber mehr von müden Beinen in einem Shoppingcenter erzählt.

Und so kommt man doch zurück zur Nachhaltigkeit, und zwar auf struktureller Ebene: das komplexe Erbe der 70er Jahre mit seinen Großbauten, die teils gefährdet, teils schon abgerissen, und lobenswerter Weise auch teils geschützt sind, zeigt die Schwierigkeit, große und hochspezialisiert geplante Strukturen in Zukunft weiter zu nutzen. Es wird nicht einfacher, wenn dann noch jede Balkonverglasung eine Sonderanfertigung ist. Weniger ist wohl nicht immer mehr - aber wenn die Marketing-Story des Großentwicklers das Projekt überwältigt, hilft es dem Projekt nicht. Dem Planeten auch nicht.

15

Frank | 18.07.2022 10:06 Uhr

Gehry

Sieht fast schon nach Gehry aus.
(nicht als Kompliment gemeint)

14

Lutz Borchers | 17.07.2022 14:56 Uhr

Karl-May-Festspiele

Das Schaffen von pittoresken Räumen sollte man den Favelas überlassen, hierzulande erntet man bloß Kulissen.

13

spacearc | 17.07.2022 08:36 Uhr

der..

So ein Block in Manhattan

Aktiviert das Blockinnere.

12

Hans | 17.07.2022 07:57 Uhr

tatsächlich

Der Peter ist auch ein Architekt :D Auch dann, wenn Peter und auch ein Architekt zusammen da herkommen..

11

spacearc | 16.07.2022 17:03 Uhr

de..

Ja
Ein Bergmassiv in den Raum geschnitten. Was ist denn die umgehende Moderne anderes als Raum?

10

Alle | 16.07.2022 12:08 Uhr

mal

locker bleiben.

1. Beißreflex wegstecken wenn mal was verspielt daherkommt; oder wenn das "falsche" Label (MVRDV, Zaha Hadid etc.) drauf ist. Menschen außerhalb der (deutschen) Architekturszene mögen so was tatsächlich manchmal. Das ist auch ein Grund, warum Gebäude eben nicht sofort abgerissen werden.

2. Nicht jede Hütte, die höher als 5 Stockwerke ist und nicht aus Holz ist, mit dem Totschlagelement graue Energie wegwischen. Das entspricht nicht der Realität. Es gibt halt viele Kunden, die da nicht mitgehen. Kann man nicht immer ändern.

3. Auch mal unter die Haube schauen und anerkennen, wie ein Bauhybrid mit komplexem Programm und einer riesigen Menge Fläche gar nicht so schlecht umgesetzt wurde. Gute Mischnutzung kann oftmals länger halten und wird halt nicht in 25 Jahren wieder abgerissen.

4. Meine Theorie ist, dass sich "auch ein Architekt" in "Peter" umbenannt hat. Vielleicht sogar aus der Badensischen Diaspora weggezogen ist?

9

Anton Schedlbauer | 16.07.2022 11:28 Uhr

Dystopisch

Form follows funktion?


8

ixamotto | 16.07.2022 09:51 Uhr

...

...ups zu spät: ist ja schon gebaut.

7

ixamotto | 16.07.2022 09:50 Uhr

architekturideologie

was hier so "edgy" daherkommen möchte mit einem clip, der von schiefen bildern, pseudoreferenzialität und schamloser kannibalisierung sozial dringlicher debatten und relevanter begriffskonzepte nur so strotzt, wird sich – wenn der kurze budenzauber vorbei ist und sich der rauch der nebelkerzen verzogen hat – als das entpuppen, was es im kern ist: ein kohlenstoffemissionstornado an schlecht detaillierter und mit dem rotstift ausgeführter banaler architektur mit 0815-räumen, die sich aber dennoch lage-, konjunktur- und hegemoniebedingt gut als "flagship" für einige tech-konzerne, wertstabile kapitalanlage für bestverdiener und vermögensmilliardäre und geldwaschmaschine für kriminelle vereinigungen wie die 'ndrangheta erweisen dürften. es sei denn, die bauplanung für das scheußliche ding schafft's nicht mehr rechtzeitig durch das sich schließende nadelöhr der inflations- und zinsbedingten immobilienkrise. das wäre keine traurige nachricht.

6

latimer | 16.07.2022 08:40 Uhr

tief

BREAM-Excellent? Das zeigt erneut, dass das Label für nachhaltiges Bauen völlig unbrauchbar ist.
Und das MVRDV jetzt auf die Retro-Welle aufspringt, hätte ich nicht gedacht. Das Projekt erinnert vielmehr mich an postmoderne Spielereien der 80er Jahre, ist damit auch gestalterisch völlig aus der Zeit gefallen und hat mit einer in die Zukunft ausgerichteten Bauweise nicht das geringste zu tun. Sehr irritierend.

5

macr | 15.07.2022 20:08 Uhr

Montagnes

Es ist doch nur temporär, oder?

4

Peter | 15.07.2022 17:16 Uhr

Dinosaurier

Erinnert mich an eine Zeit, als man noch halbgare Architektur-Ideen umsetzen konnte ohne sie mit irgendeiner Nachhaltigkeit hinterlegen zu müssen. Die Zukunft sollte jedenfalls anders aussehen.

3

Schulze_66 | 15.07.2022 16:19 Uhr

Abbruch

Das Ergebnis und die Umsetzung einer noch im 1.Ansatz plausiblen Entwurfsidee schockiert. Das "Ding" hat zig Millionen € verschlungen und steht nun für eine Ewigkeit.....

2

lutzinger | 15.07.2022 15:55 Uhr

schockierend

das ist schockierend, ist es nicht?

1

staubmeier | 15.07.2022 15:53 Uhr

MVRDV goes Kiew?

Und in der Mitte fehlt nur noch die Panzerhaubitze 2000 mit ´nem Palmwedel dran. Aber nicht, dass sich das Rotkehlchen (siehe Film) dann ggf. doch noch erschreckt.

 
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