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17.11.2020

Frische Brise

Mixed-Use-Hochhaus in Lagos von SAOTA


Lagos Island ist die Hauptinsel der westafrikanischen Megacity. Östlich von ihr schließt mit dem Stadtteil Ikoyi eine der wohlhabendsten Gegenden Nigerias – und damit des Kontinents – an. Früher war Ikoyi vor allem ein Wohn-, Regierungs- und Diplomatenviertel. Aber inzwischen haben sich hier auch große internationale Unternehmen angesiedelt. Durch ein Rezoning wurde die axial durch Ikoyi führende Alfred Rewane Road nämlich zu einem Korridor für gemischte Nutzung. Das wiederum führt dazu, dass die teuren Grundstücke zunehmend mit Hochhäusern überbaut werden. Das südafrikanische Büro SAOTA (Kapstadt) hat die dortige Skyline kürzlich um einen 15-Geschosser ergänzt. Dessen Gestaltung könnte gerne Schule machen, wie man mit den Architekt*innen hoffen mag.

Hochhäuser gibt es viele in Lagos, aber wie SAOTA-Direktor Greg Truen anmerkt, folgt deren Architektur oft einem ziemlich generischen Muster. Betongeschosse werden gestapelt, darüber eine Vorhangfassade, und eine Klimaanlage sorgt schließlich dafür, dass sich die Türme nicht allzu sehr aufheizen. Dem stellen Truen und sein Team einen bikonvexen Querschnitt, zurückgesetzte Fassaden und die Ost-West-Ausrichtung ihrer Scheibe entgegen. Weil nämlich in relativer Äquatornähe der Energieeintrag primär aus der Senkrechten komme, biete schon ein leichter Überhang einen gewissen Sonnenschutz, so die Architekt*innen. Außenliegende Lamellen, die dem Hochhaus seinen charakteristischen Ausdruck geben, ergänzen dieses Konzept. Der Pressetext nennt außerdem noch ein Segel im Wind als formale Inspiration.

Das Thema „frische Brise“ bestimmt auch die Gestaltung des Sockels und seiner Überdachung. Die wölbt sich an der prominentesten Ecke des Komplexes nach oben wie ein Tuch, das von einem Luftstoß erfasst wurde. Hier befindet sich der Zugang zur Lobby, die mit einer facettierten Holzvertäfelung überrascht. Die oberen Geschosse sind ausschließlich einer Büronutzung vorbehalten, unter anderem sitzt hier Microsoft. Der Sockel ist hingegen auf zwei Geschossen von Geschäften und Gastronomie gesäumt. Dieser Bereich des als Kings Tower firmierenden Projekts ist dank des geschwungenen Daches deutlich akzentuiert, als Erweiterung des öffentlichen Raums. Das ist auch jener Aspekt, bei dem die Architekt*innen auf Nachahmer hoffen: Ähnliche Komplexe seien in Lagos nämlich allzu oft unzugänglich abgeschottet. (sb)

Fotos: Adam Letch


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