Gegenüber dem Hauptbahnhof in Den Haag drängen sich auf einem schmalen Stück zahlreiche niederländische Behörden. In Betonbunkern und Bürotürmen. Unnahbare Kolosse von Gebäuden, nur wenige Schritte von den traditionellen Backsteinhäusern entfernt. Einer dieser Kolosse hat seit kurzem ein neues Gesicht: transparent und offen, mit Licht und Farbe gestaltet. Nach der Lab City bei Paris ein weiterer Umbau von OMA (Rotterdam). Architektin Ellen van Loon hat den Umbau des Ministeriumskomplexes zwei Jahre lang geleitet.
Der Ursprungsbau stammt von Jan Hoogstad, der das Gebäude 1992 für das Bau- und Umweltministerium errichtete. 180.000 Quadratmeter Nutzfläche, verteilt auf vier Gebäude, schuf der Niederländer vor 25 Jahren. Viel zu viel für die heutigen Bedürfnisse der niederländischen Regierung, die nur noch knapp die Hälfte der Fläche benötigt. Zumal auch ein inhaltlicher Wechsel anstand. Die 100.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche teilen sich jetzt Außenministerium, Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und das Einbürgerungsamt.
Entsprechend den veränderten Bedürfnissen passten OMA, die 2014 den Wettbewerb gewannen, auch die Gebäudestruktur an. Und öffneten gleichzeitig den Bau in seiner Wirkung nach außen. So dominiert Glas und eine dadurch erzeugte Transparenz die Erscheinung im Stadtraum, während innen Farbakzente und große Lobbybereiche der sonst so steifen Wirkung großer Behörden entgegenwirken. Und das trotz der immer noch beachtlichen Größe des 140 Meter langen und 60 Meter hohen Gebäudes.
Auf 16 Stockwerken hat Ellen van Loon 4.200 Arbeitsplätze für rund 6.000 Beamte untergebracht. Sowohl in Form von Büros mit Publikumsverkehr im Einbürgerungsamt, als auch abgeschottete Bereiche wie das Krisenzentrum des Außenministeriums. Gewerbeflächen und ein sehr großes Restaurant auf der Plaza-Ebene im vierten Stock sind öffentlich über große Atrien zugänglich. Die künstlerischen Akzente haben Zoro Feigl (Installation/Amsterdam) und Tamar Frank (Licht/Utrecht) gesetzt, angereichert mit Archivfunden aus dem Ministerium.
Um aus dem steinernen Koloss ein leichtes Gebäude zu machen, wurde einiges an Stein, Glas und Beton in Bewegung gesetzt. Trotzdem fanden laut Aussage von OMA 99 Prozent der ursprünglichen Materialen auch im umgebauten Haus wieder Verwendung. Zusätzlich sollen Solarzellen auf dem Dach, aus Müll erzeugtes Biogas und die Nutzung der sechs Atrien als Warm-/Kaltluftsystem für einen geringeren Energieverbrauch sorgen. Außerdem stehen den Mitarbeitern 1.200 Quadratmeter Fahrradstellplätze zu Verfügung. Welche deutsche Behörde kann da mithalten? (kat)
Fotos: Nick Guttridge, Delfino Sisto Legnani & Marco Cappelletti
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