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27.06.2013
St. Moritz
Minimalistischer Kirchenumbau in Augsburg von John Pawson
Seit seiner Gründung vor fast tausend Jahren ist die Geschichte der Pfarrkirche St. Moritz in Augsburg eine Geschichte der Veränderung und Transformation. Jetzt gibt es den neuesten Veränderungsschritt zu sehen: Der britische Architekt John Pawson entwickelte ab 2009 „ein Konzept der Klarheit und des Lichtes für diesen Sakralraum“ (moritzkirche.de). Ende April 2013 wurde die Kirche, die der „Cityseelsorge“ dient, nach diesem purifizierenden Umbau wiedereröffnet.
Prägend für die im Kern mittelalterliche Kirche war ihre Barockisierung innen und außen 1714/15. Doch im Krieg wurde die Kirche bis auf die Außenmauern zerstört und danach durch Dominikus Böhm wiederaufgebaut. „Böhm gelang es, unter Bewahrung des in die Romanik zurückweisenden dreischiffigen basilikalen Baukörpers die verschiedenen Epochen der Baugeschichte zu zitieren und dennoch ein eigenständiges und aussagekräftiges Bauwerk zu schaffen. Bedauerlicherweise wurde sein Konzept in den darauf folgenden Jahrzehnten stark abgeändert“ (moritzkirche.de).
2007 hatte die Künstlerin Juliane Stiegele den Kirchenraum für eine Kunstinstallation bereits teilweise entrümpelt. Jetzt kommt John Pawson ins Spiel. Er wollte den Charakter der Wegekirche mit deutlichem Fokus auf die Apsis wieder stärken. Dafür legte er ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung des Chorraumes. Die Apsis wird als Lichtraum begriffen, der von G. Petels Figur „Christus Salvator“ geöffnet wird. Die neu eingefügten Raumschalen in den Kuppeln bedienen sich vorhandener Stilmittel, ohne historisierend zu wirken. Sie sollen in subtiler Art und Weise als etwas Neues erkennbar und dennoch kein erratischer Fremdkörper sein. Die dünn geschnittenen Onyx-Scheiben der Kirchenfenster tauchen die Apsis in ein weitgefächertes, diffuses Licht. Der Altar wurde auf eine Altarinsel gestellt und vorverlegt.
Den gestalterischen Schwerpunkt der St. Moritzkirche sieht John Pawson in den überkommenen Kunstwerken von hohem Wert. Mit den Skulpturen von G. Petel und E. B. Bendl ist St. Moritz wie keine andere Kirche in Augsburg ein Hort der Bildhauerei des Früh- und Hochbarocks. Die Figuren werden nun in einer neuen, räumlich und theologisch stimmigen Aufstellung präsentiert.
Die Klarheit und Konsequenz der Umgestaltung durch John Pawson erschließt sich besonders beim Vergleich mit dem früheren Zustand, den wir in unserer Bildergalerie zeigen.
Zum Thema:
Baunetzwoche#261: John Pawson
www.moritzkirche.de
Ein Interview mit John Pawson auf www.designlines.de
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