Mit seinem Troll Hus hat Casper Mork-Ulnes die tiefen Wälder und die phantastischen Sagen seines Herkunftslandes Norwegen in die Sierra Nevada geholt. Jetzt hat er wieder eine Eigenwilligkeit in Kalifornien gebaut, allerdings verknüpft mit biologischen Motiven. Als „Amöbe“ bezeichnet er das Minihaus für ein Künstlerpaar, das in der Tat als Einzeller ohne räumliche Unterteilung wie ein Parasit an ein bestehendes Haus andockt.
Für seine ungewöhnlichen Projekte wählte das US-Magazin „Architectural Record“ den in San Francisco ansässigen Norweger 2015 zu einem der zehn innovativsten und vielversprechendsten Architekten weltweit. Frisch als „zukünftige Leitfigur des Berufsstands“ gekürt, lässt Casper Mork-Ulnes nun ein schlängelndes Betonwesen aus einem Holzbau in den Garten der beiden Künstler hineinkriechen. Seine Funktion: Küche und Essbereich.
Bereits das größere Künstlerstudio, an das sich die kleine „Amöbe“ legt, stammt von Mork-Ulnes Architects mit Büros in Oslo und San Francisco. Seiner seltsamen, strengen Geometrie – eine Art invertiertes Spitzdach – fügt er nun die liquide wirkende Form des Einzellers mit seinen geschwungenen Betonwänden an. Das Dach ist eine Holzkonstruktion, die teils mit transparenten Deckenpaneelen aus Plastik geschlossen wurde. Langsam hebt es über die Länge des Baus bis zur Stirnseite an. Die schmale Front ist verglast und über Schiebetüren zu öffnen.
In die dünnen Betonwände schnitten Mork-Ulnes Architects einzelne Öffnungen, diese wiederum sind unverglast, was im warmen Kalifornien wohl kein Problem zu sein scheint. Eine Wandöffnung ist direkt mit dem Hühnerstall verbunden, so dass die Tiere frei in das Amöbenhaus hineinspazieren können. In Kalifornien leben nämlich nicht nur vielversprechende norwegische Architekten, sondern auch immer noch echte Hippies. (sj)
Fotos: Bruce Damonte