Von Julia Bluth
Was wäre, wenn Häuser unseren jeweiligen Bedürfnissen entsprechend wachsen und schrumpfen könnten? Oder einfach den Ort wechseln? Das fragten sich fünf Tüftler von Kodasema aus Estland. Ihre Antwort: KODA – ein energieeffizientes Minihaus, das Schluss macht mit veralteten Wohnkonzepten. Entwickelt und gebaut in einer Fabrikhalle nahe der estnischen Hauptstadt Tallinn, kann der gerade einmal fünfundzwanzig Quadratmeter große Fertighaus-Prototyp per LKW transportiert und in weniger als sieben Stunden auf beinah jedem asphaltierten oder gekiesten Untergrund aufgestellt werden.
Seine Wände bestehen aus knapp achtzehn Zentimeter dicken Verbundbauplatten – eine Kombination aus Beton, Vakuum-Isolations-Paneelen und Brettsperrholzplatten, die den Passivhausstandards nordischer Temperaturzonen (bis minus 40 Grad Celsius) entsprechen. Eine große Fensterfront sorgt tagsüber für viel natürliche Helligkeit, am Abend schaffen hingegen sparsame LED-Stimmungslichter die passende Beleuchtung. Ein intelligentes Belüftungssystem reguliert den Kohlenstoffdioxidgehalt sowie die Feuchtigkeit der Raumluft, während eine Wärmepumpe den Bungalow mit klimaschonender Heizwärme versorgt. Dank moderner Heimautomation und einer Solaranlage auf dem Dach, erzeugt das Gebäude mehr Energie als es verbraucht.
Das Minihaus überzeugt jedoch nicht nur mit technischen Argumenten, auch ästhetisch gesehen hat es einiges zu bieten. Von außen besticht es durch seine minimalistische Fassade aus Beton und Glas, von innen überzeugt es mit viel Wohnlichkeit. Über eine hölzerne Tür in der verglasten Frontfassade gelangt man in einen überraschend hellen Wohnraum mit offenem Kochbereich. Dahinter versteckt liegt das Badezimmer, über dem sich auf einer Galerieebene der Schlafbereich befindet. Die vier Meter hohen Decken und die helle Holzverkleidung der Wände sorgen für ein ebenso großzügiges wie behagliches Interieur, das die geringe Fläche fast vergessen lässt. Eine hölzerne Terrasse erweitert den Wohnraum nach außen.
In seiner derzeitigen Produktionsform ist KODA vor allem als minimalistisches und flexibles Wohnhaus für Alleinstehende oder Paare konzipiert. In der Zukunft sehen die Macher des intelligenten Minihauses jedoch noch weitaus mehr Nutzungsmöglichkeiten. So könnte es sich ebenso in ein Büro für drei bis fünf Personen oder in ein Schulgebäude für bis zu zwölf Kinder umfunktionieren lassen. Geeignet wären die Minihäuser auch, um auf temporären Brachen oder städtischen Baugrundstücken in der Genehmigungspause Pop-Up-Siedlungen entstehen zu lassen, die nach einigen Jahren problemlos den Standort wechseln könnten. Einziger Wermutstropfen bleibt wohl der Preis, der mit 100.000 Euro deutlich höher liegt als bei vielen anderen Mini- oder Mikrohäusern.
Fotos: Tõnu Tunnel, Paul Kuimet
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René Düsel | 04.11.2018 16:36 UhrMinihaus
Ein Minifertighaus das überzeugt! Ich könnte mir durchaus vorstellen darin zu leben. Der Preis finde ich sehr günstig. Bei uns in der Schweiz kostet bald eine Garage für's Auto gleichviel. Kompliment an die Gestalter und an die Handwerker! Wir leben auch in einem Holzelementhaus und schätzen die Atomsphäre und Wohnlichkeit sehr.
René Düsel