Gekonnte Denkmalpflege und ansprechende Neubaudetails – McCullough Mulvin Architects aus Dublin bringen beides zusammen. Nach dem Umbau einer mittelalterlichen Kirche zeigen sie nun mit einem Militärarchiv und -lager im Süden der irischen Hauptstadt, wie sensibel sie mit den materiellen und kulturellen Gegebenheiten eines Ortes umgehen können. Die grüne Landschaft Irlands ist zugleich auch eine karge Landschaft, Natursteine sind das vorgefundene und traditionell verwendete Baumaterial. Mancherorts kommen gebrannte Ziegel hinzu. Ebenso prägend wie die Materialien ist bei dem Projekt von McCullough Mulvin auch die Geschichte des ewig schwelenden Konflikts um die irische Unabhängigkeit, die insbesondere bei der Funktion des Gebäudes als Militärarchiv unweigerlich mitschwingt.
Insgesamt drei Baukörper von unterschiedlicher Größe schlossen die Architekt*innen an zwei bestehende Gebäude aus dem 19. Jahrhundert an. Diese wurden im Zuge der Erweiterung ebenfalls umgebaut, um sie für die jeweilige neue Nutzung vorzubereiten. Militärarchiv und -lager umfassen jeweils insgesamt 2000 Quadratmeter.
Den Eingang zum neuen öffentlichen Leseraum und der Bibliothek legten McCullough Mulvin Architects an die Giebelseite des ehemaligen Lazaretts, das noch aus der Entstehungszeit der Anlage stammt. In der Sichtbetonmauer des angrenzenden Neubaus ist die Bezeichnung „Militärarchiv“ in gälischer und englischer Sprache eingraviert. Nach außen präsentieren die Architekt*innen die Anlage steinern, doch sobald die Besucher*innen den gläsernen Eingang durchquert haben, finden sie sich in dem komplett aus Holz gestalteten Interieur des Lesesaals wieder. Besonders deutlich arbeiteten McCullough Mulvin die ursprüngliche Architektur im Treppenbereich aus. Aus den konsequent weißen Büros führt eine Gebäudebrücke in den klimatisierten Neubau, der 67.000 Kisten mit Archivalien bereithält. Durch einen Einschnitt in den doppelgiebligen Baukörper entsteht eine Art dramatisch-kontemplativer Innenhof zwischen Altem und Neuem.
Der Neubau des Lagers besitzt dieselbe Materialität wie der Archivneubau. Seine Proportionen folgen dabei denen seines älteren Nachbarn. Die streng vertikale Gliederung der abweisenden Mauer verstärkten die Architekt*innen durch den Rhythmus der metallenen Oberlichter. Sind es Schornsteine oder Burgzinnen, an die diese aufgesetzten Hochpunkte erinnern? Die Neubauten machen in jedem Fall einen wehrhaften Eindruck. Gleichzeitig fügen sie sich in ihren Proportionen geradezu selbstverständlich in die Umgebung ein. So, als ob das Militärarchiv irgendwie zum Alltag gehört. (dd)
Fotos: Christian Richters, Ros Kavanagh, Barrow Coakley
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