Das Projekt DeFlat Kleiburg in Amsterdam von NL architects and XVW architectuur erhält den Mies van der Rohe Preis 2017. Damit lenkt die Jury unter Vorsitz von Stephen Bates den Blick gleich auf mehrere wichtige Aspekte des aktuellen Baugeschehens: Auf den Umgang mit Bestandsbauten, auf das Kollektive und die Gestaltung von Prozessen und auf die Bauaufgabe Sozialwohnungen.
Zum ersten Mal wird der Preis nicht für einen Neubau, sondern für eine Sanierung vergeben. Diese ist keine gewöhnliche und hat eine aufwendige Vorgeschichte. Kleiburg im Amsterdamer Bijlmermeer ist mit 500 Wohnungen eines der größten Wohngebäude in den Niederlanden. Der 1962 von Siegfried Nassuth geplante, 400 Meter lange Abschnitt der Wohnstruktur Bijlmermeer im Südosten Amsterdams war derart in die Jahre gekommen, dass ihn der damalige Besitzer Rochdale 2012 für einen symbolischen Euro zum Verkauf angeboten hatte. Die Bedingung: ein Modernisierungskonzept, das kosteneffizienter als der Abriss ist. NL architects and XVW architectuur schlugen vor, die Bewohner ihre Wohnungen selbst renovieren zu lassen. Die Wohneinheiten wurden entkernt und einzelnen Käufern zum Selbstausbau angeboten. Damit dies nicht am Ende nach Kraut und Rüben aussieht, entwickelten sie einen Katalog, unter anderem mit Fenster-Tür-Kombinationen und Varianten der Zusammenlegung von Wohnungen.
In der Jury-Begründung heißt es: DeFlat Kleiburg sei eine Lösung für die aktuelle Wohnungskrise in europäischen Städten, wo es meist nur darum gehe, mehr zu bauen – während die Frage, welche Art von Wohnungen gebaut werden sollten, unbeantwortet bliebe. Kleiburg reagiere auf sich verändernde Haushaltsgrößen und Lebensformen im 21. Jahrhundert. Es biete Wohnen zum Niedrigpreis von 1200 Euro pro Quadratmeter.
NL architects hatten bekanntlich im Jahr 2005 für ihre BasketBar in Utrecht den Emerging Architects Prize gewonnen. Nun ging der Emerging Architects Prize an ein Büro, das ebenfalls für Wohnungsbau steht. Das Brüsseler Büro MSA/V+ wurde für fünf Sozialwohnungen im Norden von Brüssel ausgezeichnet, die sie für die Stadt Schaerbeek geplant haben. Die Jury lobte die Arbeit der Planer gemeinsam mit den Nachbarn, das natürliche Licht in den Räumen, die Außenräume und die „dynamischen Raumerlebnisse“.
355 Projekte aus 36 Ländern waren eingegangen. Im Januar hatte die siebenköpfige Jury, der unter anderem Stephen Bates (Vorsitz), Gonçalo Byrne, Peter Cachola Schmal, Pelin Derviş, Dominique Jakob, Juulia Kauste und Małgorzata Omilanowska angehörten, fünf Finalisten ausgewählt, die sie gemeinsam mit den Projektbeteiligten besuchte.
Die Preisverleihung findet am 26. Mai im Mies van der Rohe-Pavillon in Barcelona statt. Vom 20. bis 28. Mai stehen die prämierten Gebäude sowie die der Finalisten für Besucher offen und sind so nicht nur über Pläne, Fotos und Modelle erfahrbar. (fm)
Fotos: Stijn Poelstra, Marcel van der Burg,
Zum Thema:
http://www.miesarch.com/
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R aus Wien | 15.05.2017 15:54 UhrAward
Ich liebe Grundrisse mit Loggien in einer Tiefe von
weniger als 150cm.
Da kann man zu Weihnachten den Christbaum rausstellen und sonst die Wäsche zum Trocknen.
Der Mieter zahlt für wenig Nutzen!