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03.12.2024
Sinuskurven im Wüstenwind
Metrostation in Riad von ZHA
Europäische U-Bahn-Netze werden in der Regel nur noch um einzelne Haltestellen ergänzt. Allenfalls in Ausnahmefällen wird hier und da noch eine ganze Linie mit ein paar Stationen realisiert. Aber ein vollständiges Netz? Eher nicht. Insofern traut man seinen Augen kaum, wenn man liest, dass in Riad am vergangenen Sonntag, also am 1. Dezember 2024 mit dem Riyadh Metro Network ein neues U-Bahn-System seinen Dienst aufgenommen hat. Insgesamt wurden 176 Kilometer und 85 Stationen errichtet. Zaha Hadid Architects (London) steuern hierzu die King Abdullah Financial District Metro Station bei. Diese bildet einen wichtigen Kreuzungspunkt des durchgehend automatisierten Netzes.
Pedant*innen werden nun einwenden, dass bisher nur drei der sechs Linien des Riyadh Metro Network bedient werden. Richtig: Die nächsten beiden Linien folgen erst am 15. Dezember und die letzte am 5. Januar 2025. Ursprünglich sollte die Metro außerdem schon vor einem Jahr der Öffentlichkeit übergeben werden. Aber nach über zehn Jahren Projektlaufzeit wird es auf einige Tage wohl kaum ankommen. Das neue Netz entspricht der Länge nach ungefähr der Berliner U-Bahn, die jedoch doppelt so viele Bahnhöfe umfasst. Rund 3,6 Millionen Passagiere wird das neue Netz von Riad bei einer Einwohnerzahl von knapp sieben Millionen laut Kapazitätsberechnungen pro Tag befördern können. Die Investitionssumme lag bei umgerechnet über 21 Milliarden Euro.
Zu ihrem Projekt kamen ZHA im Rahmen eines gewonnenen Wettbewerbs im Jahr 2013. Zaha Hadid leitete das Projekt damals noch selbst, zusammen mit Patrik Schumacher. Drei Linien kreuzen sich hier sowohl ober- als auch unterirdisch, was eine komplexe Choreographie von Bewegungs- und Erschließungsräumen ergibt. Daraus leitete das Team von ZHA ein formales Prinzip von sich überlagernden Sinuskurven ab. Auch Diagramme von Datenverkehrsanalysen und heiße Wüstenwinde wurden im Wettbewerb als Referenzen genannt. Parametrisches Design, wie man es in diesem Maßstab schon eine Weile nicht mehr gesehen hat.
Das nun realisierte Gebäude zeigt alle ursprünglichen Motive des Wettbewerbsbeitrags. Überraschenderweise wurden diese in der Umsetzungsphase allerdings eher radikalisiert als – wie nicht selten üblich – entschärft. Noch organischer zeigt sich das umgesetzte Gebäude, dessen dicht gepackte „Augen“ an einen Insektenbau denken lassen. Sechs Bahnsteige verteilen sich über vier Ebenen, ergänzt um Parkgeschosse und einen Busbahnhof. Die Hülle des Gebäudes und die inneren Gleisbauten sind als getrennte statische Systeme umgesetzt. Die Sinuskurven bestehen aus einer Stahlkonstruktion mit aufgespritzter Betondeckung für den Brandschutz. Die Fassade wurde aus hochverdichteten Betonpaneelen gefügt. Mit ihrer Form und Tiefe sollen sie maßgeblich zur Reduktion des Solareintrags beitragen. Als Ingenieure waren verschiedene Teams von Buro Happold maßgeblich am Projekt beteiligt. Pläne wurden leider nicht veröffentlicht.
Die Station von ZHA ist einer von drei Hauptumsteigebahnhöfen des Netzwerks. Die anderen beiden stammen von Gerber Architekten (Olaya Metro Station) und Snøhetta (Qasr Al Hukum Downtown Metro Station). Auch über diese ebenfalls spektakulären Bauten sollte in den nächsten Wochen mehr zu erfahren sein. (sb)
Fotos: Hufton + Crow
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Mehr zur Digitalisierung im Bauwesen gibt es im Fachportal Integrales Planen bei BauNetz Wissen.
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