Seit rund einem Jahr ist es bezogen, am Freitag ist Eröffnungsfest. Das von bfstudio geplante Metropolenhaus in Berlin sieht auf den ersten Blick aus wie viele heute anständig gemachte Wohnungsneubauten für ein zahlungskräftiges Klientel – mit großflächiger bodentiefer Verglasung, langen Balkonen und teilbegünter Fassade. Doch das Erdgeschoss hat es in sich.
Von Friederike Meyer
Das Metropolenhaus steht in der südlichen Berliner Friedrichstadt am ehemaligen Blumengroßmarkt gegenüber des Jüdischen Museums und damit im Zusammenhang mit seinen inzwischen viel beachteten Nachbarbauten, dem Integrativen Bauprojekt (IBeB) und der Gewerbebaugruppe frizz23. Für alle drei Bauten hatte der Berliner Liegenschaftsfond die Grundstücke 2011 im konzeptgebundenen Vergabeverfahren ausgeschrieben – eine damals revolutionäre und heute angesichts der aktuellen Bodendebatte viel diskutierte Praxis. Im Vergleich zum IBeB-Konzept, bei dem die Käufer der Eigentumswohnungen anteilig die günstigeren Mietwohnungen der beteiligten Selbstbaugenossenschaft mitfinanziert haben, fokussiert das Metropolenhauskonzept auf ein kuratiertes, aktives Erdgeschoss.
bfstudio-architekten (Berlin), die hier auch als Entwickler auftreten, waren bei der Bewerbung um das Grundstück mit der Idee erfolgreich, dass die Käufer der 37 entstehenden Wohnungen, drei Wohn- und Gewerbemaisonettes und den sieben Studios für Kreativgewerbe den Bau des 1.000 Quadratmeter umfassenden Erdgeschosses und dessen Nutzung im Sinne der heterogenen Nachbarschaft querfinanzieren. So haben sich die Eigentümer*innen unter anderem verpflichtet, 400 Quadratmeter davon temporär und für einen Jahresdurchschnitt von maximal sechs Euro pro Quadratmeter zu vermieten, erzählt Mitinitiatorin Benita Braun-Feldweg. Damit die Nachbarschaft auch von den Angeboten profitiert, finanzieren sie überdies eine kuratorische Leitung, die sich um Anfragen zur Nutzung der Räume kümmert.
Der Grundriss des Hauses reagiert auf die unterschiedlichen städtischen Maßstäbe – groß zum Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz, kleinteilig zur Straße. Er gliedert das Volumen in einzelne Parzellen, die sich in der Freiraumgestaltung des Innenhofes fortschreiben. Das Ganze ist aus der Vergangenheit abgeleitet, da der einstige Grundriss hier von Blockrandbebauung umschlossene, schmal parzellierte Nutzgärten zeigte. Die schräg gestellten Wände des Riegels sollen den Bewohner*innen heute den Blick auf Platz und Park anstatt auf die Wände der Großmarkthalle ermöglichen.
Die Entstehung des Metropolenhauses wird, so viel ist sicher, mit der morgigen Eröffnung nicht abgeschlossen sein. Die mit der Bespielung des Erdgeschosses betraute Organisation feldfünf will „den Dialog zwischen Kunst, Design und Alltag fördern“ und bezeichnet sich als „Plattform für prozessbasierte, interkulturelle Projekte und langfristige, kollaborative Ideen“. Wie sie diese derzeit überall angesagten Begriffe mit Leben füllt und dem versprochenen Engagement für die Nachbarschaft der südlichen Friedrichstadt zum Erfolg verhilft, wird man in ein paar Jahren beurteilen können.
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Am Freitag, 7. Juni ab 15 Uhr lädt das Metropolenhaus in der Markgrafenstraße 88, 10969 Berlin zu Open Studios, Lesung, gemeinsamem Kochen und Coming-Together-Performance. Ab 18 Uhr disktuieren Manfred Kühne (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen), Benita Braun-Feldweg (bfstudio), Christine Edmaier (Architektenkammer Berlin), Cyrus Zahiri (bbzl böhm benfer zahiri) und Bewohnerin Esther Uleer über die Entstehungsgeschichte des Hauses. Claus Käpplinger moderiert. Von 11-12 Uhr wird nach vorheriger Anmeldung eine Führung angeboten.
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