Dieser Gebäudekomplex trumpft mit Extremen: Er ist das größte Architekturprojekt in Rom, das in den letzten fünfzig Jahren realisiert wurde. In ihm wurde so viel Stahl verbaut, dass dessen Gewicht gleich viereinhalb Eiffeltürme misst, und allein im Inneren entsprechen die Glasflächen an Wänden und Böden der Größe von zehn Fussballfeldern. Die neue Messe in Rom von Studio Fuksas ist ein materieller und wirtschaftlicher Titan. 18 Jahre Planung hat es erfordert, ehe auf 55.000 Quadratmetern flexibel gestaltbare Auditorien und Ausstellungshallen, eine Tiefgarage und ein eigener Hotelbau mit 439 Zimmern entstanden. Am 29. Oktober 2016 wurde das „New Rome“ eingeweiht.
Das Messegelände steht an einem Ort in Rom, der Superlative kennt: Das EUR Gelände – benannt nach der Esposizione Universale di Roma 1942 – wurde unter Mussolini als monumentaler Gegenpol zum päpstlichen Rom entwickelt. An der repräsentativen Hauptachse des Viertels und in Blickweite zum wohl berühmtesten EUR-Bau, dem Colosseo Quadrato, haben Fuksas das „New Rome“ geplant.
Massimiliano und Doriana Fuksas stellen in ihrer Architektur häufig einen Bezug zu organischen Lebensformen her. Während aber ihre zwei silbernen Wurmfortsätze im georgischen Tbilissi tatsächlich etwas Kreatürliches haben, greifen die beiden für den glatt geschnittenen Hauptbau der Messe eher auf ein abstraktes Konzept der Biologie zurück: Die Konstruktion aus Stahl, Beton und Glas soll wie das schützende Bindegewebe von Organen, das als „Theka” bezeichnet wird, die Hülle um einen Kern bilden. Ein komplexes System aus flexibel gestaltbaren Multifunktionssälen mit bis zu 8.000 Sitzen sowie das weite Forum im Eingangsbereich werden von der Schale umschlossen.
Und was soll die „Theka” besonders schützen? Einen schwebenden Cocon aus Stahl, Glasfaser und Silikon. Er ist die „Wolke“, deren gewellte Silhouette und milchige Farbigkeit mit der Transparenz und Schnittigkeit der äußeren Schale in Kontrast tritt. Diese Wolke ist nicht nur eine skulpturale Erscheinung im Zentrum des Messebaus, sondern ein funktionaler Raum, der eine 450 Quadratmeter große Lobby und ein Auditorium mit 1.800 Sitzplätzen beherbergt.
Das letzte Gebäude im Begriffssammelsurium des Riesenprojekts nennt sich „Klinge“. In ihm befindet sich das Hotel. Tatsächlich legen die spiegelverglaste Fassade, die scharfen Konturen und die klare, rechteckige Figur dieses 17-stöckigen Baus diese Benennung nahe. Von der Fuksas-typischen Organik ist da nicht mehr viel zu sehen. Dafür verrät die spiegelnd glatte Fassade, die an Achtzigerjahre-Klischees wie die Öl-Boom-Serie „Dallas“ denken lässt, ganz unverhohlen den Sinn des ganzen Projektes: Business, Business, Business. 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz jährlich verspricht sich die Stadt Rom durch das neue Messegelände von Fuksas. (sj)
Fotos: Leonardo Finotti, Moreno Maggi
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auch ein | 08.11.2016 08:27 Uhrarchitekt
"greifen die beiden für den glatt geschnittenen Hauptbau der Messe eher auf ein abstraktes Konzept der Biologie zurück: Die Konstruktion aus Stahl, Beton und Glas soll wie das schützende Bindegewebe von Organen, das als "Theka" bezeichnet wird, die Hülle um einen Kern bilden"
WOW was ein geschwätz!
da ist NIX organisch, man kann ein kokon auch um einen zauberwürfel spinnen.
bitte baunetz, nicht alles einfach übernehmen, es ist ja furchtbar.