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16.05.2014

Drastische Reduktion

Meisterhäuser in Dessau eröffnet


Was wäre denn eigentlich die Alternative gewesen? Diese Frage muss man den Kritikern der beiden neu entstandenen Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy in Dessau stellen (siehe dazu BauNetz-Meldung vom letzten Freitag). Und Kritik gibt es von ja zwei Seiten. Den einen ist es nicht radikal genug, sie sehen in der realisierten Lösung eine – unzulässige – Rekonstruktion. Den anderen ist es wiederum zu radikal, sie hätten einen 1:1-Wiederaufbau gewollt, der allerdings schon aufgrund der mangelhaften Dokumentationslage kaum machbar gewesen wäre. Es spricht also vieles dafür, dass die optisch sehr elegant wirkende Lösung von Bruno Fioretti Marquez genau die richtige Balance hält.

Die Stiftung Bauhaus Dessau hatte in einer früheren Phase der Diskussion eine radikalere Vision. In einem Ideenwettbewerb siegte eine Arbeit, die den erhaltenen Keller des Hauses Gropius freilegt und das Haus Emmer von 1956 erhält, aber verschob. Keine Chance bei Stadt und Land: Hier hatte man sich aus touristischen Gründen früh für einen Wiederaufbau der beiden verlorenen Häuser festgelegt

So lautete dann auch die Aufgabe für den Wettbewerb: „städtebauliche Reparatur“. Die Preisträger erfüllen dies durch die exakte Wiedergabe der baulichen Hülle und der Öffnungen der Vorgängerbauten. Allerdings war für sie eine Rekonstruktion „keine Alternative“, weil diese „die Legitimität des Originals in Frage gestellt hätte“. Vielmehr arbeiten sie mit Unschärfe und Ungenauigkeiten, wie sie der menschlichen Erinnerung nun einmal zu eigen sind. Der Betrachter kann also das Ensemble wieder so wahrnehmen, wie es ursprünglich konzipiert war. Gleichzeitig wird er „durch die Wahl von Material und Textur und durch die drastische Reduktion von Details“ in die Lage versetzt, „zwischen Bestand und Reparatur klar zu unterscheiden“, erläutern die Architekten.

Die Gebäude sind aus gegossenem Dämmbeton gebaut, die Fenster bestehen aus eingelassenen Senkgläsern. Im Inneren sind neue, teils dreigeschossige Räume geschaffen worden, die mit den geplanten Nutzungen korrespondieren: Das Haus Gropius soll zum Entrée der Siedlung und zum Anlaufpunkt für Besucher werden, während das Haus Moholy-Nagy als Erweiterung des Kurt-Weill-Zentrums mit einem Veranstaltungsraum für Konzerte und Vorträge genutzt wird. Heute werden die beiden neuen Meisterhäuser feierlich eröffnet. (-tze)

Fotos: Christoph Rokitta; Neue Meisterhäuser, 2014 (Stiftung Bauhaus Dessau)
Kunst am Bau: Olaf Nicolai; Le pigment de la lumière, 2014
(courtesy Galerie EIGEN + ART, Leipzig/Berlin)


www.bauhaus-dessau.de


Zum Thema:

Leichter als Wasser und dicker als Elefantenhaut: Dickhäuter in Dämmbeton in der Baunetzwoche#350


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