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07.02.2018

Ziviles Fliegen in Dübendorf

Meier Hug gewinnen in der Schweiz


Mit dem Privatjet direkt unters Vordach: So oder so ähnlich könnte es in Zukunft möglich sein – auf dem zivilen Flugplatz in Dübendorf. Die Gemeinde gehört zur Metropolregion Zürich und ist durch eine Tramlinie mit der Großstadt verbunden. Ende 2014 hatte der Schweizer Bundesrat entschieden, den seit 1914 bestehenden Militärflugplatz Dübendorf zukünftig für zivilen Flugverkehr freizugeben. Die Flugplatz Dübendorf AG (FDAG) wurde zur Betreiberin ernannt. Offiziell zunächst für 30 Jahre, doch viel lässt darauf schließen, dass hier langfristig die lukrative Geschäftsfliegerei des nahen und florierenden Zürcher Flughafens aufgenommen werden soll.

Für die Umstellung auf gewerbliche Nutzung suchte die FDAG bauliche Ideen. Hoch- und Tiefbauten, Infrastrukturen und Anlagen für Flugbetrieb, Gastronomie- und Unterhaltsangebote, Luftrettung, Leichtaviatik und Helikopter sollten erstellt werden. In einem nicht-anonymen, einstufigen Studienwettbewerb schlug die Jury das von Meier Hug Architekten (Zürich) vorgelegte Konzept zur Weiterbearbeitung vor. Das Büro von Michael Meier und Marius Hug setzte sich mit einem Entwurf, dessen kühle Dienstleistungsarchitektur sich deutlich von ihrem Widersprüche gekonnt vereinenden und doch repräsentativen Naturmuseum St. Gallen unterscheidet, gegen fünf eingeladene Mitbewerber durch. In die zweite Beurteilungsrunde schafften es außerdem die beiden Zürcher Büros Penzel Valier und Skop Architektur & Städtebau. Allen beteiligten Büros wird eine Entschädigung von 25.000 Franken ausgezahlt. Zur Beauftragung des Siegerbüros ist die DFAG allerdings nicht verpflichtet. Die Teilnehmer in alphabetischer Reihenfolge:

  • DÜRIG AG (Zürich)
  • ffbk Architekten (Münchenstein)
  • KCAP Architects&Planners (Rotterdam)
  • Meier Hug Architekten (Zürich)
  • Penzel Valier (Zürich)
  • Skop Architektur & Städtebau (Zürich)

Eine sechsköpfige Jury um Fabio Hausammann, dem Verwaltungsratspräsidenten des FDAG, bewertete die entlang eines Strips im östlichen Teil des Flugfeldes entwickelten Projekte. Der Vorschlag von DÜRIG AG, Dübendorf mithilfe einer einprägsamen, symbolhaften Dachstruktur in die Riege ikonischer Flughäfen einzureihen, stieß dabei auf Sympathie. Allerdings fehle dem sternförmigen Dachaufbau der Bezug zur Gesamtstruktur, heißt es im Juryprotokoll – er bleibe ein aufgesetztes Element, das zudem aufgrund der Maße seiner Funktion als Witterungsschutz nicht gerecht werden könne.

Ffbk Architekten
inszenierten den Flughafen als Serien von Kleinoden mit ausdrücklich durch Größe und Farbgebung getrennten, öffentlichen und dienenden Nutzungen. Die nahezu poetische, mit Alleen aus Säulenpappeln arbeitende Freiraumplanung von Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten (Liestal) steigere die Wertigkeit der einzelnen Bauten. Bedenken wurden hinsichtlich der behaupteten Leichtigkeit und Transparenz des aus eingeschweißten Stahllitzen konstruierten Business Aviation Centers (BAC) und der Hangars geäußert. Trotz klarer städtebaulicher Setzung schieden auch KCAP Architects&Planners in der ersten Runde aus. Dem Entwurf des Büros von Kees Christiaanse fehle es laut Jury in Sachen Materialwahl an Stringenz.

Die als Nachwuchstalente eingeladenen Skop Architektur & Städtebau überzeugten mit der von Dübendorfer Bestandsgebäuden abgeleiteten, fein durchrhythmisierter Dachlandschaft, die trotz unterschiedlicher Firstabstände ein ruhiges Gesamtbild erzeuge. Kritik wurde an den beliebig wirkenden, hybrid zusammengefassten Gebäudevolumen geäußert. Zudem wurde ob des industriell anmutenden Charakters besonders im Empfangsbereich des BAC die gewünschte Exklusivität bemängelt. Penzel Valiers Idee, Fluggästen die Zufahrt des BAC-Obergeschoss per PKW zu ermöglichen, stieß ebenso auf Zuspruch wie die einprägsam kreisrunden, raumhaltigen Dächer von Terminal und Gastronomiegebäude. Die Funktionalität der ikonenhaften Gebäude sei jedoch zweifelhaft.

Dem Siegerentwurf von Meier Hug Architekten bescheinigten die Juroren plausible Verteilung des Raumprogrammes auf mehrere kompakte Einzelgebäude, stimmige Grundrisse sowie effiziente Verkehrsflächen. Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität der schräg gestellten, perforierten Blechverkleidung konnten zugunsten eines einheitlichen Erscheinungsbildes mithilfe anschaulicher Referenzen ausgeräumt werden. Allerdings empfahl die Jury, den Entwurf in der weiteren Bearbeitung an den Höhenbegrenzungskataster anzugleichen und die Blickfreiheit aus der Kontrollkanzel sicherzustellen. Der gedrängt wirkende Baukörper des BAC solle verbreitert und der insgesamt kühle Eindruck des Ensembles gemindert werden. Bezüglich der Hangars forderte sie eine Prüfung der Positionierung sowie die Integration eines Sichtschutzes der nicht für die Öffentlichkeit gedachten Bereiche.

Die FDAG zeigt sich mit der Qualität der Einreichungen zufrieden und sieht dem weiteren Projektverlauf optimistisch entgegen. Doch nicht nur positive Stimmen werden bezüglich des geplanten Umbaus laut. Die anliegenden Gemeinden arbeiten gemeinsam daran, einen zivilen Flugplatz mit Geschäftsflugverkehr abzuwehren. Nachdem sie zunächst jeglicher Form von Aviatik ablehnend gegenüberstanden, haben sie sich im vergangenen November an der Urne für eine historische Nutzung des Standortes mit Werkflügen und beschränkten Flugbewegungen ausgesprochen. Für den Bund ist jedoch auch diese Abstimmung nicht bindend. (kms)


Zum Thema:

Genossenschaftliches Wohnen in Dübendorf? Das Projekt Zwicky Süd in der Baunetzwoche#494: Wohnexperimente in der Zürcher Agglomeration


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Empfehlung zur Weiterbearbeitung: Meier Hug Architekten

Empfehlung zur Weiterbearbeitung: Meier Hug Architekten

Schafften es in die zweite Beurteilungsrunde: Penzel Valier ...

Schafften es in die zweite Beurteilungsrunde: Penzel Valier ...

... und das als Nachwuchstalent unabhängig von Referenzprojekten eingeladene Büro Skop Architektur und Städtebau.

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In der ersten Runde ausgeschieden: DÜRIG AG, ...

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