Das Aktiv-Stadthaus im Frankfurter Gutleutviertel ist das erste und größte deutsche innerstädtische Mehrfamilienhaus im Effizienzhaus-Plus-Standard. Mehr als 1100 Solarmodule sind auf dem Dach und an der Fassade angebracht. Sie erzeugen dabei so viel Energie, dass die Bewohner gar nicht alles verbrauchen können.
Die größte Herausforderung für HHS Planer + Architekten (Kassel) war jedoch nicht die Integration der Solarmodule, für die das Wohnhaus kürzlich beim Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017 ausgezeichnet wurde, sondern das Grundstück. Es ist 150 Meter lang, aber nur neun Meter breit, die Sonnenseite ist an einer vierspurigen Straße gelegen. Lange diente es als Parkplatz, galt als unbebaubar. Doch seine Nähe zu Mainufer und Hauptbahnhof machte eine Bebauung für die ABG Frankfurt Holding dann wohl doch attraktiv.
Fünf Jahre dauerten Planung und Bau. Mit einer gefalteten Fassade brechen die Architekten die enorme Länge, die Ausrichtung zur vielbefahrenen Hauptstraße konnten sie nicht verhindern. Autarke Solarbauten dieser Größe galten bisher als nicht realisierbar. Zu hoch die Bewohnerdichte und somit der Energieverbrauch, zu klein die möglichen solaren Gewinnflächen. Doch HHS Planer + Architekten und die Techniker von EGS-plan (Stuttgart) fanden eine Lösung. Sie integrierten 769 Solarmodule auf dem Pultdach und 348 in die Südfassade des schmalen, achtgeschossigen Riegels, wo sie sich mit Loggien abwechseln.
Während die Photovoltaik Strom gewinnt – nicht benötigter Strom wird in einer 250 kWh fassenden Batterie gespeichert –, wird der nahegelegene Abwasserkanal als Wärmequelle für die Beheizung der 74 Wohnungen angezapft. Die gedämmte, luftdichte Gebäudehülle schützt vor Energieverlust. Damit die Mieter bewusst mit der Energie umgehen, können sie via Tablet in der Wohnung die aktuelle Stromerzeugung und ihren Energieverbrauch ablesen und diesen mit dem Durchschnitt aller Wohnungen vergleichen. Neben Wärme und Strom für das Gebäude wird auch der Strom für die Elektroautos der Car-Sharing-Station im Erdgeschoss gleich mitproduziert. Vorrang soll aber das Fahrrad haben, weshalb entsprechende Stellplätze ebenerdig und eingangsnah integriert sind.
„Trotz schwieriger städtebaulicher Rahmenbedingungen gelungen“, urteilte jüngst die Jury des Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017 und wählte das größte Effizienzhaus Deutschlands für den 2. Preis aus. „In der langen Südfassade des Aktiv-Stadthauses wechseln sich monokristalline anthrazitfarbene Solarmodule mit den Gebäudeöffnungen ab und schaffen so einen interessanten Kontrast zu der bandartigen weißen Eternitbekleidung und der vertikalen Holzschalung“, begründet die Jury, die 117 Arbeiten aus 26 Ländern ausgewertet hatte.
Der Solarenergieverein Bayern zeichnet mit dem Preis seit 2000 alle drei Jahre herausragende Beiträge der Planung und Gestaltung gebäudeintegrierter Solaranlagen aus. Das Solartechnik-Preisgericht hat der Copenhagen International School von C.F. Møller (Aarhus) ebenfalls einen 2. Preis verliehen. Zum Sieger kürte es den vom Büro Klärle (Bad Mergentheim) energetisch sanierten Bauernhof in Baden-Württemberg. (kat)
Fotos: Constantin Meyer; HHS Planer + Architekten
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reiner | 03.12.2017 11:02 Uhrguter kompromiss
es ist -in anbetracht der lage des grundstücks, ein gelungener kompromiss. und balkone -also mal ehrlich, die meisten werden doch als geräteträger oder erweiterte gerümpelkammer genutzt, können doch im sommer der rückzugsort für sonnengeplagte gemüter sein, motto: sschatz im süden ist es mir zu heiß, ich gehe in den norden ....