Zwei Familien, 30.000 Bücher, ein Haus: Dieses ungewöhnliche Programm bietet seit Kurzem ein Neubau von Takuro Yamamoto Architects in Tokio. Die Architekten machten denn auch die geteilte Privatbibliothek zum Herzstück ihres Entwurfs. Der zentrale Raum mit doppelter Geschosshöhe und Galerie besteht aus zwei gegenüberliegenden Wänden mit Bücherregalen. Hier treffen sich die Bewohner der beiden Wohnungen.
In der sich immer weiter verdichtenden japanischen Hauptstadt ermöglichte das Grundstück immerhin Weitblicke in Richtung Nordosten und Südwesten. Die Bibliothek ist gegenüber der Straßenflucht um 45 Grad verdreht, sodass die verglasten Längsseiten durch diese Baulücken in die Stadtlandschaft schauen. Neben der großen Festverglasung ermöglichen Lüftungsklappen die Öffnung zu beiden Seiten, was im Sommer für eine optimale Ventilation sorgen soll. Ausschnitte an der Schnittstelle zur Straßen erzeugen beiderseits Terrassen, die sowohl als Verbindung als auch als „Puffer“ zwischen den Wohnungen verstanden werden können.
Wie bei vielen Wohnhäusern im dicht bebauten Tokio – beispielsweise von Satoru Hirota – lag auch an diesem Standort die große Herausforderung in der Schaffung von Privatsphäre. Da sich das Haus durch eine weitgehend geschlossene Metallfassade gegenüber der Umgebung abschottet, wirkt die Bibliothek wie eine Oase aus Luft und Licht, um die sich die teils verspielt-verwinkelten Grundrisse der Wohnungen ranken.
Um den Kontrast zur geschlossenen Hülle des Volumens zu verstärken, hätte die Öffnung der Fassaden in den dreieckigen Ausschnitten allerdings noch charakteristischer herausgearbeitet werden können. Das flächige Weiß, das im Inneren im Zusammenspiel mit den Holzoberflächen einen freundlichen Minimalismus ausmacht, wird außen durch die großen Öffnungen zergliedert. (dd)
Fotos: Kenichi Suzuki
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Michael Berninger | 07.01.2017 14:14 UhrWo sind die Bücher ?
Eine Bibliothek nur leer zu fotografieren ist schon albern und wenn es dann noch 2 Bibliotheken sind.
Bei 16 Bildern wäre schon 2 mit Büchern sinnvoll gewesen. Leider trauen sich wenige Architekten ihre Häuser in Nutzung zu zeigen.
Mehr Mut zum Leben.